Bergoasen Mides, Tamerza und Chebika

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Einführung
Waren Palmen auf unserer bisherigen Route mehr zur Zierde denn zum wirtschaftlichen Nutzen gepflanzt worden, so sollte sich dies ab hier ändern. Reiste man unvorbereitet, würden die zwischen hohen Bergen angelegten Palmengärten der Oasen Mides, Tamerza und Chebika uns durch ihr plötzliches Auftauchen ziemlich überraschen so unvermittelt tauchen diese zwischen den schroffen Bergen und in den tief eingeschnittenen Schluchten auf. Ausserdem wird man gewarnt durch die Konvois der Geländefahrzeuge der Reiseagenturen, dass es hier in der Gegend etwas ganz Besonderes zu sehen gibt.
Folgen der Sintflut des Jahres 1969
Die Dörfer der Oasen bestehen jeweils aus zwei Teilen: Die ursprünglichen Dorfteile präsentieren sich lediglich noch in der Form von Ruinen unterschiedlicher Qualität und liegen meist an etwas unzugänglichen Orten, die bessere Verteidigungmöglichkeiten boten. Diese Dorfteile wurden grösstenteils nach katastrophalen Regenfällen im Jahre 1969 von ihren Bewohnern verlassen. Die Nässe durchweichte die oft aus Lehm konstruierten Mauern und liess die Dächer einstürzen. Waren die Bauten einmal verlassen und wurden nicht mehr gewartet, so hielten die Grundmauern auch kleineren Regenfällen nicht mehr stand und zerflossen gewissermassen. Durch das touristische Interesse motiviert wird dem Vorgang aber aktiv entgegengewirkt. In wirklich gutem Zustand befinden sich meist noch die Moscheen und die Grabmäler wichtiger Personen, denen besondere Aufmerksamkeit gilt. Daneben haben sich meist an verkehrtechnisch günstigerer Lage die neuen Dorfteile entwickelt, denen aber oft der notwendige Charme fehlt, um von den Touristen überhaupt bemerkt zu werden, es sei denn der Restaurants, Hotels oder Banken wegen.

Tagebuchausschnitte
Mides am Rande der Schlucht
Das alte Berberdorf Mides wurde phantastisch am Rande von bis zu 60 m tiefen Schluchten angelegt, die an die Canyonlands in Utah erinnern. Der Ort ist noch relativ gut erhalten und man kann noch problemlos mit dem Velo durch die engen Gassen fahren und sich eine Vorstellung machen, wie die einzelnen Räme in etwa organisiert waren und wie es innerhalb der Gemäuer wohl so zu und her gegangen ist. Fährt man beim alten Ortseingang unmittelbar dem Rand der Schlucht entlang passiert man etliche kleinere Souvenirstände und Cafés. Ein Restaurant existiert aber noch nicht. Dies sind Zeichen, dass die touristische Vermarktung des bis vor kurzem nur über schlechte Pisten erreichbaren Ortes begonnen hat, aber zum Glück noch nicht übertrieben weit fortgeschritten ist. Im zwischen den beiden Ortsteilen gelegenen Palmenhain lässt sich gut die Dreistufenwirtschaft mit Gemüse, Obstbäumen und Datteln erkennen.
Tamerza im breiten Oued
Nach dem ausgiebigen Besuch von Mides fuhren wir auf der einzigen Strasse vorerst zurück, nahmen dann aber beim Erreichen des Hügelrückens mit dem Sendeturm die Abkürzung über die alte talwärts führende Piste, die sich bald wieder mit der Hauptstrasse vereinigte. Im schösten Licht der Abendsonne erreichten wir den Aussichtspunkt beim Hotel Tamerza Palace. Der alte und grösstenteils verlassene Ortsteil liegt in einem breiten Flusstal vor uns und die weissgetünchten Moscheen und Marabouts leuchten herrlich im Lichte der untergehenden Sonne. Hinter der Siedlung lag dunkel der Palmenhain und als Hintergrund konnten wir eine Reihe kahler Bergrücken bewundern. Der neue Ortsteil ist recht ausgedehnt und bietet die notwendige Infrastruktur, um sich wieder mit dem Nötigsten zu versorgen. Für einmal nutzen wir die Gelegenheit, auf einem offiziellen Campingplatz, mitten im grossen Palmenhain zu zelten, der sich an Tamerza-Nouvelle anschliesst.
Auf Bergstrecke raus in die Ebene
Verlässt man Tamerza in Richtung von Chebika und Tozeur, so steigt die Strasse wider Erwarten vorerst einmal kurvenreich und teilweise recht steil an. Es eröffneten sich dabei schöne Ausblicke auf die Schlucht unterhalb von Tamerza und die vielen im Morgenlichte blau leuchtenden Bergketten. Nur wenig später, und bereits wieder in der Abfahrt zur Oase El Khanga, fällt der Blick in die Weite der an die Berge unmittelbar anschliessenden fast vegetationslosen Ebene. In rasanter Fahrt hatten wir diese bald erreicht und folgten dann in kurzem Abstand der Abbruchkante des Gebirges, wobei wir einzelne Höfe und in tiefe Schluchten eingebettete Palmengruppen erblicken konnten.
Chebika, eine Schluchtoase
Betrachtet man den Palmenhain der Oase Chebika von der Strasse nach El Hamma du Djerid aus, so kriegt man den Eindruck als wäre dieser aus einer Bergschlucht ausgelaufen wie flüssiges Wachs einer Kerze. Auf einem Bergvorsprung dahinter thront das alte verlassene Dorf, dazwischen liegen ein grosser Parkplatz und einige Cafés, welche versuchen, den Ansturm der Konvois der Tourifahrzeuge zu bewältigen. Ein Rundgang durch die Schlucht zum Quellteich und kleinen Wasserfall und das Erklimmen benachbarter Höhen lohnt sich. Trotzt der vielen Besucher wird man beeindruckt durch die ruhige Atmosphäre des Ortes und die speziellen Lichtverhältnisse. Eine ausgedehnte Wanderung durch die dahinter liegende Bergregion wäre sicher auch eine «gefreute Sache»
Cañonlandschaft in der Oase Mides Cañonlandschaft in der Oase Mides
 Fahrt auf dem Rand entlang des Abgrundes Fahrt auf dem Rand entlang des Abgrundes
Sandra am Rande des Cañons Sandra am Rande des Cañons
Relikte des alten Dorfes Mides am Schluchtrand Relikte des alten Dorfes Mides am Schluchtrand
Abfahrt auf einer sandigen Piste nach Tamerza Abfahrt auf einer sandigen Piste nach Tamerza
Alter verlassener Teil der Oase Tamerza Alter verlassener Teil der Oase Tamerza
Blick über El Khanga in Weite des Schotts al Gharsa Blick über El Khanga in Weite des Schotts al Gharsa
Verlassener alter Dorfteil in Chebika Verlassener alter Dorfteil in Chebika
Alt-Chebika und die Schlucht mit der Oase Alt-Chebika und die Schlucht mit der Oase
Dattelpalmen in der Oase Chebika Dattelpalmen in der Oase Chebika

Etappen der Tunesienreise
Berge der Dorsale. Antike Ruinen inmitten teils schroffer Berge.
Sbeïtla und Kasserine. Ausgegrabene und belassene Römerstädte.
Zentrale Steppenregion. Einsame Gegend reich an Phosphat.
Bergoasen. Palmenbestandenes Mides, Tamerza und Chebika.
Oasen des Djerids. Palmenoasen am Rande des Schotts el Djerid.
Berg- und Schottpisten. Berge, Pässe, Schluchten und das Schott.
Nefzaoua Oasen. Palmen in den Sanddünen des Grossen Ergs.
Tunesische Sahara. Auf Sandpisten in und durch die Sahararegion.
Berberdörfer des Dahars. Verteidigungssiedlungen in den Bergen.
Ksars und Ghorfas. Speicherburgen der Berber.
Matmata Bergland. Siedlungen mit Kraterwohnungen der Berber.
Medina und Souks. Die geschäftige Altstadt von Tunis.
La Goulette, Carthage und Sidi Bou Said. Die noblen Vororte.
   

Foto Gallerien
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Heinz Rüegger - 18.01.2006 HOME