Einführung
|
In der Dorsale, einem Bestandteil des Tellatlasses, welcher von Algerien
in Richtung Nordosten bis zum Cap Bon ausläuft, findet man die höchsten Berge Tunesiens, wie beispielsweise
den Djebel Chambi 1544m im SW oder den Djebel Zaghouan 1295m im NO. Zwischen schroffen Bergen dominiert hügeliges
Ackerland wobei auf grossen Flächen Getreideanbau betrieben wird. Überall und teilweise auch gänzlich
überraschend stösst man auf Ruinen antiker Bauwerke oder ganzer Städte, die hier zu zahlreich sind, als
dass wir sie alle hätten ausgiebig besuchen können. Die Landschaft, in welche sie eingebettet sind, ist kleinräumig
gestaltet und somit abwechslungsreich, was die Fahrt durch diese Gegend stets kurzweilig gestaltete. Trotz seiner Attraktivität
liegt dieser Landstrich zumeist abseits der klassischen Touristenrouten, besonders wenn man die Hauptverkehrsadern verlässt.
Leider machte das Wetter nicht
ganz mit und beschied uns meist einen bedeckten Himmel, steifen Wind und in den Höhenlagen eine teils bittere Kälte.
|
|
Tagebuchausschnitte
|
Römischer Aquaedukt in Mohammedia
|
Hat man erst mal die Hauptstadt Tunis, und die damit verbundenen grossen Verkehrsströme, hinter sich gelassen und ländliche Gegenden
erreicht, so erblickt man bald gigantische Relikte eines recht erstaunlichen Bauwerkes: In mächtigen Bögen geleitete einst der
unter Kaiser Hadrian im zweiten Jahrhundert errichtete Aquaedukt Wasser aus den Bergen bei Zaghouan über das Melianatal
hinweg nach Karthago. Dem natürlichen Gefälle folgend mussten auf Grund der Beschaffenheit des Geländes
verschiedene Umwege in Kauf genommen werden und gegebenenfalls, wie gerade hier in eindrücklicher Weise, Täler
überwunden werden.
|
Veteranenstadt Uthina - Oudna
|
Da wir gerade in «römischer» Stimmung waren, statteten wir auch dem landschaftlich schön in sanften Hügeln
gelegenen Oudna einen Besuch ab. Der Ort ist noch kaum ausgegraben und kann durchaus noch den Entdeckerreiz stimulieren. Gleich beim
Eingang erblickten wir auf dem ersten Hügel ein ansehnliches Amphitheater, welches sich in Ausgrabung und Restauration befindet. Auf der folgenden
Anhöhe liegt das freigelegte einstige Kapitol im Konglomerat mit einer byzantinischen Festung, einem Bauernhaus und einem Marabout. Interessant noch
ist der Ruinenhügel mit den noch wenig ausgegrabenen und kaum restaurierten Thermen, deren Gewölbe aber noch recht gut erhalten sind.
|
Zaghouan - Stadt der Quellen
|
Nach einer kurvenreichen und hügeligen Strecke durch meist Agrarland gelangten wir nach einer kurzen Abfahrt durch ein schönes felsiges Tal
auf eine Ebene hinaus. Vor uns hatten wir den steil und schroff aufragenden Djebel Zaghouan und auf einen kleinen Vorsprung desselben konnten wir
das hübsch gelegene Städtchen Zaghouan erblicken. Dass hier gerade ein Regenguss niederging und zu Regenbögen
Anlass gab, passte exakt zur Bedeutung dieser Gegend als reiches Quellgebiet und Wasserlieferant für Städte und Kulturen durch alle historischen Epochen
hindurch, von der Antike bis zur Gegenwart.
|
Überraschungen in Ousselatia
|
Nach einer abwechslungsreichen Fahrt über einsame Nebenstrassen durch Täler und enge Schluchten und über breite Ebenen und
bewaldete Bergzüge hinweg, erreichten wir von Südosten kommend Ousselatia. Der Name dieses nicht wirklich spektarkulären Ortes
bleibt nur in arabischer Schrift konstant, variert aber stark in der Umschreibung, selbst auf den offiziellen Verkehrsschildern!
Setzt man seine Fahrt weiter erblickt man überraschend einsam mitten in einem Getreidefeld stehend das römische, aus grossen
Steinquadern errichtete, Mausoleum Ksar Krima. Ein fast vegetationsloser Hügelrücken bildet einen interessanten Kontrast
zur recht fruchtbaren Ebene. Die Strasse holt ein bisschen aus, umgeht die Relikte der antiken Stadt Aggar und überwindet den kahlen Höhenzug
um den Blick frei zu geben auf die zweite Überraschung des Tages: gut erhaltene Bögen einer aus Quadern erbauten römischen Brücke
in herrlicher landschaftlicher Umgebung.
|
Panoramastrasse nach El Kesra
|
Die nach Siliana weiter führende Strasse stieg in der Folge an und kurz vor dem Erreichen der Passhöhe zweigten wir
nach Westen hin ab, um auf teilweise sehr steiler Strasse noch grössere Höhenlagen zu erklimmen.
Tafelberge, die in felsigen Stufen abbrechen, zu deren Füssen ausgedehnte Wälder aus Aleppokiefern liegen,
dominierten hier das Landschaftsbild. Ein steifer Wind und eine wahrlich bittere Kälte begrüssten uns auf dem Hochplateau auf etwa 1100 m
Höhe. Am westlichem Abbruch dieses Bergzuges liegt wie ein Adlernest die alte Berbersiedlung El Kesra, von welcher die Strasse dann in mehreren Kehren in
die Ebene mit dem neuerrichteten Ort hinunterstürzte.
|
Klirrende Kälte in Makthar
|
Makthar liegt inmitten einer fruchtbaren Hochebene in ca. 1000 m Höhe und hatte seine grösste Bedeutung
zur römischen Zeit erreicht. Zahlreiche gut erhaltene Relikte aus dieser Epoche unterstreichen dies, aber Hunger und Kälte
hielten uns von einem Besuch der Ruinenstätte ab und trieben uns weiter. Das aufgesuchte Restaurant konnte lediglich dem
ersten der beiden Probleme eine Lösung bieten - die Kälte drinnen schien der draussen aber erfolgreich Konkurrenz zu bieten,
jedenfalls verliessen wir das Lokal zwar gesättigt aber schlotternd und fassten den Entschluss, am nächten Tag die
Berge der Dorsale zu verlassen und nach Süden hin ab zu drehen.
|
|
Römischer Aquaedukt bei Mohammedia
|
Regenbogen zw. Oudna und Zaghouan
|
Zaghouan und der schroffe Djebel Zaghouan
|
Agrarlandschaft bei Saouaf und Djebel Zaghouan
|
Sandra in der Abendstimmung bei Ousselatia
|
Antikes Mausoleum Ksar Krima bei Ousselatia
|
Überreste einer römischen Brücke bei Ousselatia
|
Berberdorf El Kesra auf einem Höhenzug
|
Hochebene in der Dorsale mit der Stadt Makthar
|
Auf Feldweg auf der Hochebene bei Makthar
|
|