La Goulette, Carthage und Sidi Bou Said

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Einführung
Die Vororte La Goulette, Carthage und Sidi Bou Said mit ihren schmucken Villen der Begüterten und den vielen Ausflugsrestaurants würde man spontan eher auf dem nördlichen Ufer des Mittelmeers ansiedeln, so wenig muten diese «afrikanisch» an. Besonders das Vorzeigestädtchen Sidi Bou Said wird dem europäischen Eindruck voll gerecht - auch im historischen Sinn, da von maurischen Immigranten aus Andalusien errichtet.

Tagebuchausschnitte
Die Hafenstadt La Goulette
Der Hafenort La Goulette verdankt seine Bedeutung der Verlandung des Sees von Tunis, welche es notwendig machte, die für die Hauptstadt bestimmten Handelsgüter weiter draussen, in tieferem Wasser an zu landen. Die Franzosen hatten noch versucht durch den nur ca 1 m tiefen See eine künstliche Fahrrinne aus zu heben, um Schiffen mit bis zu 6 m Tiefgang das Erreichen des Stadthafens zu ermöglichen. Das Aushubmaterial wurde zum Damm aufgeschüttet, auf welchem heute auf breiter Strasse und der Trasse der Vorortsbahn der Verkehr zwischen Tunis und seinem vorgeschobenen Hafen rollt.
Nebst seiner Bedeutung als Warenumschlagplatz und Teminal der Fährschiffe von und nach Europa ist La Goulette für die Bewohner von Tunis auch ein Ausflugs- und im Sommer Badeort. Entsprechend findet man entlang der Strandpromenade eine grosse Auswahl an guten Restaurants, die sich vor allem auf Fischspezialitäten eingestellt haben.
Karthago, ruhmreiche Vergangenheit, villenreiche Gegenwart
Der erste Eindruck Karthagos wird bestimmt durch die auf dem Byrsahügel thronende Kathedrale St. Louis, die 1890 als grösste Kirche Nordafrikas von den Franzosen errichtet wurde. Sie war Sitz des Erzbischofs von Karthago und Teil des Klosters der Pères Blancs, eines katholischen Ordens, der von hier aus eine wichtige Rolle in der Missionsgeschichte Afrikas spielte.
Wer in Karthago Relikte der antiken Vergangenheit sucht, wird sie auch finden - aber im Gegensatz zu andern antiken Stätten des Landes muss man sie wörtlich suchen, sie liegen nicht einfach so ausgebreitet vor uns wie beispielsweise in Dougga, Thuburbo Majus oder Sbeïtla. Der sogenannte punische Kriegshafen ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Man würde sich in der Tat eine Weltordnung wünschen, in welcher alle Kriegshäfen der Welt einen dermassen friedlichen Eindruck hinterlassen würden. Besser noch, wenn alle Menschen der Welt in einem Wohlstand leben könnten, welchem dem Bild, das die umliegenden Villen vermitteln, entsprechen würde.
Künstler-, Touristen- oder Vorzeigestädtchen Sidi Bou Said
Während der spanischen Reconquista aus Andalusien vertriebene Mauren liessen sich im 16. Jahrhundert in aussichtsreicher Lage auf dem Cap Carthage nieder und errichteten rund um die Sufi Bruderschaft des Sid Abu Said einen Ort, der andalusischer nicht sein könnte: Blendend weisse Häuserfaçaden, blaue vergitterte Fenster, winklige Gässchen mit Treppen, Höfen und Gärten, alles ergänzt mit reichlich blühenden Hibisken und Bougainvillean und gekrönt durch peinlichste Sauberkeit.
Diese malerischen Aspekte lockten bereits im 19. Jahrhundert zahlreiche namhafte europäische Künstler und Schriftsteller an, die logischerweise wieder weitere Besucher aus dem Norden anlockten und so den Ruf des Ortes festigten. Besonders das Künstlertrio mit August Macke, Paul Klee und Louis Moilliet trugen das Ihre dazu bei. Bereits 1915 wurde dann das Städtchen unter Denkmalschutz gestellt, was weiter zu einer Vereinheitlichung des Ortsbildes beitrug.
Angesichts der Massen an Besuchern, die der Ort über das Jahr hinaus zählt (und deren meist verderbendem Einfluss) muss doch von einem sehr angenehmen Aufenthalt gesprochen werden.
Silhouette der Hauptstadt Tunis Silhouette der Hauptstadt Tunis
Strandpromenade in La Goulette Strandpromenade in La Goulette
Ehemaliger Punischer Kriegshafen in Carthage Ehemaliger Punischer Kriegshafen in Carthage
Villenviertel in Carthage und Cap Bon Villenviertel in Carthage und Cap Bon
Souvenirladen in Sidi Bou Said Souvenirladen in Sidi Bou Said
Legendäres «Café des Nattes» in Sidi Bou Said Legendäres «Café des Nattes» in Sidi Bou Said
Einsamere Hintergasse in Sidi Bou Said Einsamere Hintergasse in Sidi Bou Said
Dächergewirr in Sidi Bou Said Dächergewirr in Sidi Bou Said

Etappen der Tunesienreise
Berge der Dorsale. Antike Ruinen inmitten teils schroffer Berge.
Sbeïtla und Kasserine. Ausgegrabene und belassene Römerstädte.
Zentrale Steppenregion. Einsame Gegend reich an Phosphat.
Bergoasen. Palmenbestandenes Mides, Tamerza und Chebika.
Oasen des Djerids. Palmenoasen am Rande des Schotts el Djerid.
Berg- und Schottpisten. Berge, Pässe, Schluchten und das Schott.
Nefzaoua Oasen. Palmen in den Sanddünen des Grossen Ergs.
Tunesische Sahara. Auf Sandpisten in und durch die Sahararegion.
Berberdörfer des Dahars. Verteidigungssiedlungen in den Bergen.
Ksars und Ghorfas. Speicherburgen der Berber.
Matmata Bergland. Siedlungen mit Kraterwohnungen der Berber.
Medina und Souks. Die geschäftige Altstadt von Tunis.
La Goulette, Carthage und Sidi Bou Said. Die noblen Vororte.
   

Foto Gallerien
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Heinz Rüegger - 18.02.2006 HOME