Einführung
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Das Safiental weist eine ganze Reihe von recht einfach mit den Skiern zu ersteigenden Berggipfeln auf, also eine ideale Gegend für
eine Skitour mit Anfängern. Wir wählten den den Aufstieg vom Turrahus im hintersten Safiental zum Piz Tomül, der
auch unter dem deutschen Namen Wissensteinhorn bekannt ist. Die Tour auf den Piz Tomül ist trotz seiner Höhe von
fast 3000 Metern auch konditionell ein recht einfaches Unternehmen, da man mit dem Postauto bis nach Thalkirch oder gar zum Turrahus
fahren kann und somit schon einen Ausgangspunkt auf fast 1700 Metern hat.
Krankheitsbedingt war Sandra bei dieser Tour einmal nicht mit von der Partie, so dass wir eine reine Männerseilschaft bildeten.
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Tagebuchausschnitte
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Eine kleine Überraschung in Vesam Station
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Um die Tour voll geniessen zu können reisen wir mit dem ersten Zug aus Zürich an und drücken
vor Versam Station brav den Knopf «Halt auf Verlangen», der Zug verlangsamte und kam zu einem
Halt. Wir sahen das auf uns wartende Postauto neben dem Stationsgebäude stehen, packten unsere Skier und
drückten auf den Knopf zum Öffnen der Waggontüre, aber nichts geschah, die Türe blieb
verschlossen und der Zug setzte sich alsbald wieder in Bewegung. Somit war eine Spitzkehre in Ilanz angesagt, wo
glücklicherweise bald einmal ein Zug zurück Richtung Chur fuhr. Diesmal liessen wir nichts mehr anbrennen
und nutzten die Zeit bis zur Abfahrt des Postautos ins Safiental zu einer Instruktion im Umgang mit dem LVS.
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Fahrt durchs winterliche Safiental
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Die Station von Versam liegt verborgen in der Schlucht des Vorderrheins, den dieser in die Schuttmassen des Flimser Erdrutsches
gegraben hat. Der schattigen Lage entsprechend präsentierte sich das Strässchen hinauf auf die Sonnenterrasse
von Versam als eine mit Eis bedeckte und von Schneewalmen eingerahmte Schlittelbahn. Oben wurden wir dann vom blauen
Himmel und der strahlenden Sonne begrüsst. Welch ein schöner Tag hier in den Bergen. Wir gewannen stetig
an Höhe und erreichten dann mit einer Stunde Verspätung das Talende bei Thalkirch. Für ein kleines Zugeld
fuhr der Chauffeur uns noch weiter zum Turrahus.
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Kräfteschonendes Aufsteigen angezeigt!
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Nach dem Aufspannen der Steigfelle auf die Skier machten wir uns an den Aufstieg über das Gelände der Alp
Falätscha. Im unteren Teil, der schattiger gelegen ist, herrschten noch ideale Pulverschneebedingungen vor, weiter oben
war der Schnee stärker zusammengepresst und die Unterlage wurde vorerst härter, dann mit längerer Sonnenscheinzeit
wiederum weicher, aber schwerer. Nacho blieb bald einmal etwas zurück: seine nicht ganz auf hundert Prozent Niveau stehende
Kondition, gepaart mit einer kräftezehrenden Skiführung mit zu weitem Anheben derselben, liessen seine Kräfte
schwinden.
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Schlüsselstelle am Übergang zum Gipfelgrat
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Nachdem wir mehrmals länger warten mussten, enschied sich Nacho angesichts seiner schwindenden Kräfte und der
schnell voranrückenden Zeit am Übergang von der Rotflue zum Südostgrat
des Piz Tomüls zurück zu bleiben. Noch lagen etwa 400 Höhenmeter vor uns bis zum Gipfel, die wir nun
zügig in Angriff nahmen, um noch rechtzeitig wieder den Bus in Thalkirch erreichen zu können.
Die Schneedecke auf dem Grat war durch Windabtrag dünn geworden, so dass wir teilweise etwas in die Hänge
nordöstlich davon ausweichen mussten. Bald einmal hatten wir dann den Kulminationspunkt der Tour erreicht.
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Aussichtskanzel
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Vom Gipfel, der von einem mächtigen Steinmann gekrönt ist, ergab sich ein herrlicher Rundblick:
In alle Richtungen zeigte sich ein schier endloses Meer von schneebedeckten Berggipfeln,
einzig gegen Norden zu offenbarte sich quer zur Blickrichtung das breite Tal des Vorderrheins, dahinter die Glarner Alpenkette.
Zum Rheintal führte linker Hand das Valsertal, während rechts das Safiental teilweise schon im Schatten lag. Die Sonne
somit schon tief und mahnte zur baldigen Umkehr und Abfahrt nach Turrahus.
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Unvorsichtige Handlungsweise
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René und ich nahmen kurz die Felle von den
Skiern und machen uns auf die Abfahrt. Pascal musste noch die Schuhe wechseln, holte uns aber in kurzer Zeit mit seinem
Snowboard wieder ein und wir fuhren gemeinsam zur Rotflue, wo wir Nacho zurückgelassen hatten. Doch von ihm ist weit und
breit nicht das Geringste zu sehen. Unvernünftigerweise - zumindest für einen Tourenneuling - hatte er sich bereits Richtung
Tal auf die Abfahrt gemacht, wie ein mobiler Anruf bestätigte. Dabei war er aber vom Kurs über den Geländerücken
abgekommen und in die Mulden der nach Turrahus hinabführenden Bäche geraten, in welchen das Vorwärtskommen
und die Orientierung erschwert sind.
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Auf der Suche nach Nacho
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Wir fächerten uns breit auf und machten uns auf die Suche nach unserem spanischen Freund, den wir nach kurzer Zeit
glücklicherweise ausfindig machen konnten. Mit Schrecken mussten wir feststellen, dass er sich in Unkenntniss der
Situation und Gefahren in Hänge begeben hatten, die voller Ansammlungen von Triebschnee waren, welche leicht
hätten losbrechen können. Unter Umgehung der grössten Wächten schafften wir wieder den Aufstieg
auf den breiten Geländerücken der Alp Falätscha und gelangten anschliessend sicher nach Turrahus.
Mit geschulterten Skiern wanderten wir schliesslich zurück zur Haltestelle des Postautsos in Thalkirch im Safiental.
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Osthänge des Piz Tomüls bei Thalkirch im Safiental
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Nacho und René im Aufstieg oberhalb Turrahaus
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Ganz schön anstrengend, die erste Skitour im Leben!
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Pascal, Nacho und René auf der Alp Falätscha
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Anstieg über die Rotflue zum Südost-Grat
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Gipfelmeer südöstlich des Piz Tomüls
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Blick vom Tomülgipfel nach Südsüdosten
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René neben dem Gipfelsteinmann auf dem Piz Tomül
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