Piz Tomül 2946 m

06 b

Einführung
Das Safiental weist eine ganze Reihe von recht einfach mit den Skiern zu ersteigenden Berggipfeln auf, also eine ideale Gegend für eine Skitour mit Anfängern. Wir wählten den den Aufstieg vom Turrahus im hintersten Safiental zum Piz Tomül, der auch unter dem deutschen Namen Wissensteinhorn bekannt ist. Die Tour auf den Piz Tomül ist trotz seiner Höhe von fast 3000 Metern auch konditionell ein recht einfaches Unternehmen, da man mit dem Postauto bis nach Thalkirch oder gar zum Turrahus fahren kann und somit schon einen Ausgangspunkt auf fast 1700 Metern hat.
Krankheitsbedingt war Sandra bei dieser Tour einmal nicht mit von der Partie, so dass wir eine reine Männerseilschaft bildeten.

Tagebuchausschnitte
Eine kleine Überraschung in Vesam Station
Um die Tour voll geniessen zu können reisen wir mit dem ersten Zug aus Zürich an und drücken vor Versam Station brav den Knopf «Halt auf Verlangen», der Zug verlangsamte und kam zu einem Halt. Wir sahen das auf uns wartende Postauto neben dem Stationsgebäude stehen, packten unsere Skier und drückten auf den Knopf zum Öffnen der Waggontüre, aber nichts geschah, die Türe blieb verschlossen und der Zug setzte sich alsbald wieder in Bewegung. Somit war eine Spitzkehre in Ilanz angesagt, wo glücklicherweise bald einmal ein Zug zurück Richtung Chur fuhr. Diesmal liessen wir nichts mehr anbrennen und nutzten die Zeit bis zur Abfahrt des Postautos ins Safiental zu einer Instruktion im Umgang mit dem LVS.
Fahrt durchs winterliche Safiental
Die Station von Versam liegt verborgen in der Schlucht des Vorderrheins, den dieser in die Schuttmassen des Flimser Erdrutsches gegraben hat. Der schattigen Lage entsprechend präsentierte sich das Strässchen hinauf auf die Sonnenterrasse von Versam als eine mit Eis bedeckte und von Schneewalmen eingerahmte Schlittelbahn. Oben wurden wir dann vom blauen Himmel und der strahlenden Sonne begrüsst. Welch ein schöner Tag hier in den Bergen. Wir gewannen stetig an Höhe und erreichten dann mit einer Stunde Verspätung das Talende bei Thalkirch. Für ein kleines Zugeld fuhr der Chauffeur uns noch weiter zum Turrahus.
Kräfteschonendes Aufsteigen angezeigt!
Nach dem Aufspannen der Steigfelle auf die Skier machten wir uns an den Aufstieg über das Gelände der Alp Falätscha. Im unteren Teil, der schattiger gelegen ist, herrschten noch ideale Pulverschneebedingungen vor, weiter oben war der Schnee stärker zusammengepresst und die Unterlage wurde vorerst härter, dann mit längerer Sonnenscheinzeit wiederum weicher, aber schwerer. Nacho blieb bald einmal etwas zurück: seine nicht ganz auf hundert Prozent Niveau stehende Kondition, gepaart mit einer kräftezehrenden Skiführung mit zu weitem Anheben derselben, liessen seine Kräfte schwinden.
Schlüsselstelle am Übergang zum Gipfelgrat
Nachdem wir mehrmals länger warten mussten, enschied sich Nacho angesichts seiner schwindenden Kräfte und der schnell voranrückenden Zeit am Übergang von der Rotflue zum Südostgrat des Piz Tomüls zurück zu bleiben. Noch lagen etwa 400 Höhenmeter vor uns bis zum Gipfel, die wir nun zügig in Angriff nahmen, um noch rechtzeitig wieder den Bus in Thalkirch erreichen zu können. Die Schneedecke auf dem Grat war durch Windabtrag dünn geworden, so dass wir teilweise etwas in die Hänge nordöstlich davon ausweichen mussten. Bald einmal hatten wir dann den Kulminationspunkt der Tour erreicht.
Aussichtskanzel
Vom Gipfel, der von einem mächtigen Steinmann gekrönt ist, ergab sich ein herrlicher Rundblick: In alle Richtungen zeigte sich ein schier endloses Meer von schneebedeckten Berggipfeln, einzig gegen Norden zu offenbarte sich quer zur Blickrichtung das breite Tal des Vorderrheins, dahinter die Glarner Alpenkette. Zum Rheintal führte linker Hand das Valsertal, während rechts das Safiental teilweise schon im Schatten lag. Die Sonne somit schon tief und mahnte zur baldigen Umkehr und Abfahrt nach Turrahus.
Unvorsichtige Handlungsweise
René und ich nahmen kurz die Felle von den Skiern und machen uns auf die Abfahrt. Pascal musste noch die Schuhe wechseln, holte uns aber in kurzer Zeit mit seinem Snowboard wieder ein und wir fuhren gemeinsam zur Rotflue, wo wir Nacho zurückgelassen hatten. Doch von ihm ist weit und breit nicht das Geringste zu sehen. Unvernünftigerweise - zumindest für einen Tourenneuling - hatte er sich bereits Richtung Tal auf die Abfahrt gemacht, wie ein mobiler Anruf bestätigte. Dabei war er aber vom Kurs über den Geländerücken abgekommen und in die Mulden der nach Turrahus hinabführenden Bäche geraten, in welchen das Vorwärtskommen und die Orientierung erschwert sind.
Auf der Suche nach Nacho
Wir fächerten uns breit auf und machten uns auf die Suche nach unserem spanischen Freund, den wir nach kurzer Zeit glücklicherweise ausfindig machen konnten. Mit Schrecken mussten wir feststellen, dass er sich in Unkenntniss der Situation und Gefahren in Hänge begeben hatten, die voller Ansammlungen von Triebschnee waren, welche leicht hätten losbrechen können. Unter Umgehung der grössten Wächten schafften wir wieder den Aufstieg auf den breiten Geländerücken der Alp Falätscha und gelangten anschliessend sicher nach Turrahus. Mit geschulterten Skiern wanderten wir schliesslich zurück zur Haltestelle des Postautsos in Thalkirch im Safiental.
Osthänge des Piz Tomüls bei Thalkirch im Safiental Osthänge des Piz Tomüls bei Thalkirch im Safiental
Nacho und Ren´ im Aufstieg des Turrahaus Nacho und René im Aufstieg oberhalb Turrahaus
Ganz schön anstrengend, die erste Skitour im Leben! Ganz schön anstrengend, die erste Skitour im Leben!
Pascal, Nacho und René auf der Alp Falätscha Pascal, Nacho und René auf der Alp Falätscha
Anstieg über die Rotflue zum Südost-Grat Anstieg über die Rotflue zum Südost-Grat
Gipfelmeer südöstlich des Piz Tomüls Gipfelmeer südöstlich des Piz Tomüls
Blick vom Tomülgipfel nach Südsüdosten Blick vom Tomülgipfel nach Südsüdosten
René neben dem Gipfelsteinmann auf dem Piz Tomül René neben dem Gipfelsteinmann auf dem Piz Tomül
   

Touren in der Schweiz und im benachbarten Ausland
  Wandertouren
  Biketouren
  Skitouren
  Kanutouren

Heinz Rüegger - 26.12.2006 HOME