Gletscher Ducan 3020m

08 a

Einführung
Schon seit Tagen erfreuten wir uns auch im Unterland des schönsten Wetters und es sollte auch über das Wochenende hinweg dabei bleiben. Das Lawinenbulletin verhiess für den ganzen schweizerischen Alpenraum eine mässige Lawinengefahr und allgemein günstige Bedingungen für den Schneesport. Somit packte uns das Bergfieber endgültig und wir suchten ein geeignetes Tourenziel in der Region um Davos. Da wir unsere Abfahrt ungern am gleichen Ort beenden, an welchem wir auch den Aufstieg in Angriff genommen haben, schien uns der Gletscher Ducan ein idealer Gipfel zu sein. Dieser bietet mit Monstein, Sertig und Strugl/Stuls als Ausgangs- und Endpunkten gleich drei passable Varianten. Lediglich der Zugang von Süden, das heisst vom Val da Ravais-ch aus, scheint nicht wirklich gangbar zu sein.

Tagebuchausschnitte
Lange Fahrt nach Davos-Monstein
Die Wahl eines Tourenziels in den Bündner Bergen suggeriert meistens eine kurze Anfahrtsstrecke, glaubt man doch fast, dass sich der Kanton Graubünden so quasi im Hinterhof von Zürich befindet, vielleicht weil es in dieser Stadt so viele Leute diesen Ursprungs gibt und sie sogar als Ort mit den meisten rätoromanisch Sprechenden gilt. Wählt man dann aber eine dortige Destination aus und wirft dann einen Blick in den Fahrplan, stellt man rasch ernüchtert fest, dass die Fahrt z.B. von Schwerzenbach nach Monstein fast vier Stunden dauert. In dieser Zeit lassen sich dank der NEAT locker auch viele Orte im Wallis und der Westschweiz erreichen. Dass wir fernab der grossen Ströme reisten wurde uns nicht zuletzt daraus ersichtlich, dass weder Tageskarte noch Generalabo für die Postautolinie von Davos-Glaris nach Monstein akzeptiert werden. So kam es dann, dass wir nach einer trotz allem genussvollen Reise, insbesonder durch das tief verschneite Tal der Landwasser, kurz vor zehn Uhr im schön auf einer Sonnenterrasse gelegenen Monstein aussteigen konnten.
Brauerei Davos-Monstein
Kaum dem Bus entstiegen fanden wir uns der lokalen Bierbrauerei gegenüber. Obschon der Autor dieser Zeilen sich zu den Weinfreunden zählt, weiss er nach einer langen und anstrengenden Tour ein kühles Bierchen sehr zu schätzen und erst recht, wenn es sich nicht um eines dieser Allerweltsbiere handelt. Dass sich die Brauerei mit dem speziellen Bier am falschen, dem morgendlichen, Ende der ausgewählten Tour befand, war natürlich nicht einfach «bad luck», wie die Angelsachsen zu sagen pflegen, sondern bedauerliches Ausblenden wichtiger Information über kulturelle Errungenschaften! Als Wiedergutmachung füge ich hier noch den Link zur Webseite der höchstgelegensten Brauerei Europas an:  Brauerei Davos-Monstein.
Ausserdem gibt es auch in unseren tiefen Lagen, so quasi fast vor der Haustüre, eine Bezugsmöglichkeit für «Mungga-Bier».
Aufstieg durchs Tal des Oberalpbaches zur Fanezfurgga
Kaum am Ortsrand angekommen konnten wir die befellten Skis anschnallen und den Aufstieg entlang es Alpweges angehen, mussten aber vorerst auf die wärmende Sonne verzichten. Erst ab der Oberalp konnten wir die Sonnenstrahlen wieder im Gesicht verspüren. Neben der gut ausgeprägten Spur, die uns klar zu erkennen gab, dass wir nicht die ersten Berggänger waren, fand sich schönster Pulverschnee, der auf eine tolle Abfahrt hoffen liess Nach längeren Schönwetterphasen trifft man sonst so oft auf den gefürchteten Bruchharst, der just dann nicht trägt, wenn man gerade eine Wende vornehmen muss. Oberhalb der Waldgrenze sichteten wir die ersten Tourengänger, welche wir auch bald einmal einholtn, aber wieder zeiehen liessen, da uns der Hunger quälte und wir kurz unterhalb der Fanezfurgga auf einem kleinen Felsen eine Rast einlegten.
Traverse zur Ducanfurgga und über den Gletscherhang zum Gipfel
Auf der Fanezfurgga wurde die bisherige Richtung arg gebrochen. Das Ducantal stellte sich uns quer entgegen und dahinter erhoben sich der der Hochducan, der Chlein Ducan und der Gletscher Ducan. Vor letzterem lag ein schöner Hang, den es zu erklimmen galt. Um den durch eine direkte Routenwahl verbundenen Höhenverlust zu vermeiden wandten wir uns vorerst nach Westen und gelangten auf die unwesentlich höher gelegene Ducanfurgga. Von dort eröffnete sich eine wunderbare Aussicht entlang des Val da Strugl auf die markante Berggruppe jenseits des Albulatals mit dem Piz Ela und dem Corn da Tinizong.
Der Aufstieg wurde nun wieder steiler und die Spur führte uns in den Schatten der Nordlage des Gipfelhanges, den wir in Kehren angingen. Wenig unterhalb des Gipfels erreichten wir den Nordwestgrat und deponierten die Skis um die letzten Höhenmeter über den Grat auf zu steigen. Vom Gipfel genossen wir den grossartigen Rundumblick und waren insbesondere vom Piz Kesch beeindruckt, welcher sich etwas über das Meer der andern Gipfel erhob.
Pulverschneeabfahrt ins Val da Stugl
Da wir durch das Val da Strugl abfahren wollten, mussten wir auf die schönsten Teile des Gipfelhanges verzichten. Während der Hauptharst ins Ducantal abfuhr, um anschliessend entweder zurück auf die Fanezfurgga aufzusteigen oder weiter nach Sertig abzufahren traversierten wir möglichst hoch am Hang Richtung Westen bis wir das breite Val da Strugl vor uns hatten. Mit kleinen Ausnahmen auf windexponierten Rippen konnten wir dabei ausgeszeichnete Bedingungen mit schönem Pulverschnee geniessen. Wie behielten die eingeschlagene Richtung in der Folge bei und traversierten die pulvrigen Nordhänge im Val da Strugl.
Sandra macht Erfahrungen mit einem Schneebrett
Ich hatte gerade auf einer der Geländerippen angehalten, als ich hinter mir einen dumpfen Knall vernahm und beim Blick zurück feststellen musste, dass sich ein etwa zwanzig Meter breites Schneebrett gelöst hatte. Auf diesem rutschte Sandra über eine Distanz von ca. 30 Metern langsam zu Tale, blieb aber glücklicherweise unverschüttet. Wir waren um eine Erfahrung reicher und versuchten unsere Lehren daraus zu ziehen, um in Zukunft besser gewappnet zu sein.

Lawinensituation: Das Lawinenbulletin sagte für diesen Sonntag die Gefahrenstufe 2 (mässig) voraus, mit gebietsspezifischen Risiken bedingt durch teilweise schlechten Schneedeckenaufbau in nordexponierten Steilhängen.
Geländesituation: Die Skitourenkarte weist im Abbruchgebiet einen nördlich orientierten Hang mit einer Neigung von über 30° aus, welcher am oberen Ende durch eine eingezeichnete Böschung begrenzt wird. Meine, vor dem Abgang vorgenommene Messung ergab am Standort gerade eine Neigung von 30° mit tendenzieller Zunahme gegen oben und deutlichem Rückgang nach unten.
Lawinenanrissanalyse: Die Anrissstelle des Schneebrettes befand sich wenige Meter oberhalb unserer gewählten Linie, auf dem * Bild oben links, einen Fingerbreit unterhalb des Kammes, zu erkennen. Die Instabilität der Schneedecke hatte sich hauptsächlich durch eine Anhäufung von windverfrachtetem Schnee im felsdurchsetzten Bereich der begrenzenden Böschung ergeben.
Schlussfolgerung: Im Nachhinein muss man feststellen, dass es sich um eine der typischen Fallen handelte, die man hätte erkennen können: Steilhang (wenn auch am unteren Ende der Skala) der im Lawinenbulletin genannten Exposition, schlechter Aufbau der Schneedecke und durch die Böschung gegebene exponierte Lage in einem Tal, welches kaum von Tourengängern befahren wird.
Auf dem Alpweg nach Stugl und zu Fuss nach Bergün
Nach dem Abgang des Schneebrettes fanden wir uns eh mehr oder weniger im Talgrunde wieder, womit der einzuschlagende Kurs vorerst klar war. Wir verzichteten in der Folge auf den Wiederanstieg über den steilen Nordhang zum Cuolm da Latsch und fuhren auf dem Alpsträsschen zum Dörfchen Stugl. Anschliessend hiess es auf die Abfahrt des Postautos warten oder zu Fuss nach Bergün ab zu steigen. Wir wählten die zweite Alternative.
Aufstieg auf dem Alpweg von Monstein nach Oberalp Aufstieg auf dem Alpweg von Monstein nach Oberalp
Holzgebäude auf der Oberalp über Monstein Holzgebäude auf der Oberalp über Monstein
Aufstieg durch den Lärchenwald bei der Oberalp Aufstieg durch den Lärchenwald bei der Oberalp
Wegweiser auf der Passhöhe der Fanezfurgga Wegweiser auf der Passhöhe der Fanezfurgga
Die Aufstiegsspur führt flach zur Ducanfurgga Die Aufstiegsspur führt flach zur Ducanfurgga
Blick von der Ducanfurgga ins Val da Strugl Blick von der Ducanfurgga ins Val da Strugl
Ducangletscher und Hoch Ducan Ducangletscher und Hoch Ducan
Blick vom Gletscher Ducan nach Süden zum Piz Kesch Blick vom Gletscher Ducan nach Süden zum Piz Kesch
Sandra auf dem Ducan Sandra auf dem Ducan Schneebrett Schneebrett
Sandra in den Bruckstücken des ausgelösten Schneebrettes Sandra in den Bruckstücken des Schneebrettes
Arvenwald in der Abfahrt durch das Val da Strugl Arvenwald in der Abfahrt durch das Val da Strugl
   

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Heinz Rüegger - 20.02.2008 HOME