Einführung
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Schon seit Tagen erfreuten wir uns auch im Unterland des schönsten Wetters und es sollte auch über das Wochenende
hinweg dabei bleiben. Das Lawinenbulletin verhiess für den ganzen schweizerischen Alpenraum eine mässige Lawinengefahr
und allgemein günstige Bedingungen für den Schneesport. Somit packte uns das Bergfieber endgültig und wir suchten
ein geeignetes Tourenziel in der Region um Davos. Da wir unsere Abfahrt ungern am gleichen Ort beenden, an welchem wir auch den
Aufstieg in Angriff genommen haben, schien uns der Gletscher Ducan ein idealer Gipfel zu sein. Dieser bietet mit Monstein, Sertig und Strugl/Stuls
als Ausgangs- und Endpunkten gleich drei passable Varianten. Lediglich der Zugang von Süden, das heisst vom Val da Ravais-ch aus,
scheint nicht wirklich gangbar zu sein.
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Tagebuchausschnitte
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Lange Fahrt nach Davos-Monstein
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Die Wahl eines Tourenziels in den Bündner Bergen suggeriert meistens eine kurze Anfahrtsstrecke, glaubt man doch fast, dass
sich der Kanton Graubünden so quasi im Hinterhof von Zürich befindet, vielleicht weil es in dieser Stadt so viele Leute
diesen Ursprungs gibt und sie sogar als Ort mit den meisten rätoromanisch Sprechenden gilt. Wählt man dann aber eine
dortige Destination aus und wirft dann einen Blick in den Fahrplan, stellt man rasch ernüchtert fest, dass die Fahrt z.B. von
Schwerzenbach nach Monstein fast vier Stunden dauert. In dieser Zeit lassen sich dank der NEAT locker auch viele Orte im Wallis
und der Westschweiz erreichen.
Dass wir fernab der grossen Ströme reisten wurde uns nicht zuletzt daraus ersichtlich, dass weder Tageskarte noch Generalabo
für die Postautolinie von Davos-Glaris nach Monstein akzeptiert werden. So kam es dann, dass wir nach einer trotz allem
genussvollen Reise, insbesonder durch das tief verschneite Tal der Landwasser, kurz vor zehn Uhr im schön auf einer
Sonnenterrasse gelegenen Monstein aussteigen konnten.
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Brauerei Davos-Monstein
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Kaum dem Bus entstiegen fanden wir uns der lokalen Bierbrauerei gegenüber. Obschon der Autor dieser Zeilen sich zu den
Weinfreunden zählt, weiss er nach einer langen und anstrengenden Tour ein kühles Bierchen sehr zu schätzen und erst
recht, wenn es sich nicht um eines dieser Allerweltsbiere handelt. Dass sich die Brauerei mit dem speziellen Bier am falschen, dem morgendlichen,
Ende der ausgewählten Tour befand, war natürlich nicht einfach «bad luck», wie die Angelsachsen zu sagen
pflegen, sondern bedauerliches Ausblenden wichtiger Information über kulturelle Errungenschaften! Als Wiedergutmachung
füge ich hier noch den Link zur Webseite der höchstgelegensten Brauerei Europas an:
Brauerei Davos-Monstein. Ausserdem gibt es
auch in unseren tiefen Lagen, so quasi fast vor der Haustüre, eine Bezugsmöglichkeit für «Mungga-Bier».
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Aufstieg durchs Tal des Oberalpbaches zur Fanezfurgga
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Kaum am Ortsrand angekommen konnten wir die befellten Skis anschnallen und den Aufstieg entlang es Alpweges angehen, mussten aber
vorerst auf die wärmende Sonne verzichten. Erst ab der Oberalp konnten wir die Sonnenstrahlen wieder im Gesicht verspüren.
Neben der gut ausgeprägten Spur, die uns klar zu erkennen gab, dass wir nicht die ersten Berggänger waren, fand sich
schönster Pulverschnee, der auf eine tolle Abfahrt hoffen liess
Nach längeren Schönwetterphasen trifft man sonst so oft auf den gefürchteten Bruchharst, der just dann nicht trägt, wenn man
gerade eine Wende vornehmen muss.
Oberhalb der Waldgrenze sichteten wir die ersten Tourengänger, welche wir auch bald einmal einholtn, aber wieder zeiehen liessen, da uns
der Hunger quälte und wir kurz unterhalb der Fanezfurgga auf einem kleinen Felsen eine Rast einlegten.
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Traverse zur Ducanfurgga und über den Gletscherhang zum Gipfel
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Auf der Fanezfurgga wurde die bisherige Richtung arg gebrochen. Das Ducantal stellte sich uns quer entgegen und dahinter erhoben sich der
der Hochducan, der Chlein Ducan und der Gletscher Ducan. Vor letzterem lag ein schöner Hang, den es zu erklimmen galt. Um den durch
eine direkte Routenwahl verbundenen Höhenverlust zu vermeiden wandten wir uns vorerst nach Westen und gelangten auf die
unwesentlich höher gelegene Ducanfurgga. Von dort eröffnete sich eine wunderbare Aussicht entlang des Val da Strugl
auf die markante Berggruppe jenseits des Albulatals mit dem Piz Ela und dem Corn da Tinizong.
Der Aufstieg wurde nun wieder steiler und die Spur führte uns in den Schatten der Nordlage des Gipfelhanges, den wir in Kehren angingen.
Wenig unterhalb des Gipfels erreichten wir den Nordwestgrat und deponierten die Skis um die letzten Höhenmeter über den
Grat auf zu steigen. Vom Gipfel genossen wir den grossartigen Rundumblick und waren insbesondere vom Piz Kesch
beeindruckt, welcher sich etwas über das Meer der andern Gipfel erhob.
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Pulverschneeabfahrt ins Val da Stugl
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Da wir durch das Val da Strugl abfahren wollten, mussten wir auf die schönsten Teile des Gipfelhanges verzichten. Während
der Hauptharst ins Ducantal abfuhr, um anschliessend entweder zurück auf die Fanezfurgga aufzusteigen oder weiter nach Sertig
abzufahren traversierten wir möglichst hoch am Hang Richtung Westen bis wir das breite Val da Strugl vor uns hatten. Mit kleinen
Ausnahmen auf windexponierten Rippen konnten wir dabei ausgeszeichnete Bedingungen mit schönem Pulverschnee geniessen.
Wie behielten die eingeschlagene Richtung in der Folge bei und traversierten die pulvrigen Nordhänge im Val da Strugl.
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Sandra macht Erfahrungen mit einem Schneebrett
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Ich hatte gerade auf einer der Geländerippen angehalten, als ich hinter mir einen dumpfen Knall vernahm und beim Blick
zurück feststellen musste, dass sich ein etwa zwanzig Meter breites Schneebrett gelöst hatte. Auf diesem rutschte Sandra
über eine Distanz von ca. 30 Metern langsam zu Tale, blieb aber glücklicherweise unverschüttet. Wir waren um eine
Erfahrung reicher und versuchten unsere Lehren daraus zu ziehen, um in Zukunft besser gewappnet zu sein.
Lawinensituation: Das Lawinenbulletin sagte für diesen Sonntag die Gefahrenstufe 2 (mässig) voraus, mit
gebietsspezifischen Risiken bedingt durch teilweise schlechten Schneedeckenaufbau in nordexponierten Steilhängen.
Geländesituation: Die Skitourenkarte weist im Abbruchgebiet einen nördlich orientierten Hang mit einer Neigung von über 30° aus,
welcher am oberen Ende durch eine eingezeichnete Böschung begrenzt wird. Meine, vor dem Abgang vorgenommene Messung ergab
am Standort gerade eine Neigung von 30° mit tendenzieller Zunahme gegen oben und deutlichem Rückgang nach unten.
Lawinenanrissanalyse: Die Anrissstelle des Schneebrettes befand sich wenige Meter oberhalb unserer gewählten Linie, auf dem
Bild oben links, einen Fingerbreit unterhalb des Kammes, zu erkennen. Die Instabilität der Schneedecke hatte sich hauptsächlich
durch eine Anhäufung von windverfrachtetem Schnee im felsdurchsetzten Bereich der begrenzenden Böschung ergeben.
Schlussfolgerung: Im Nachhinein muss man feststellen, dass es sich um eine der typischen Fallen handelte, die man hätte erkennen
können: Steilhang (wenn auch am unteren Ende der Skala) der im Lawinenbulletin genannten Exposition, schlechter Aufbau der
Schneedecke und durch die Böschung gegebene exponierte Lage in einem Tal, welches kaum von Tourengängern befahren wird.
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Auf dem Alpweg nach Stugl und zu Fuss nach Bergün
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Nach dem Abgang des Schneebrettes fanden wir uns eh mehr oder weniger im Talgrunde wieder, womit der einzuschlagende Kurs vorerst klar war.
Wir verzichteten in der Folge auf den Wiederanstieg über den steilen Nordhang zum Cuolm da Latsch und fuhren auf dem Alpsträsschen
zum Dörfchen Stugl. Anschliessend hiess es auf die Abfahrt des Postautos warten oder zu Fuss nach Bergün ab zu steigen. Wir wählten
die zweite Alternative.
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Aufstieg auf dem Alpweg von Monstein nach Oberalp
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Holzgebäude auf der Oberalp über Monstein
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Aufstieg durch den Lärchenwald bei der Oberalp
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Wegweiser auf der Passhöhe der Fanezfurgga
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Die Aufstiegsspur führt flach zur Ducanfurgga
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Blick von der Ducanfurgga ins Val da Strugl
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Ducangletscher und Hoch Ducan
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Blick vom Gletscher Ducan nach Süden zum Piz Kesch
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Sandra auf dem Ducan
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Schneebrett
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Sandra in den Bruckstücken des Schneebrettes
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Arvenwald in der Abfahrt durch das Val da Strugl
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