Die Oasenstädte Bam, Kerman und Yazd

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Einführung
Am südlichen Rande der zumeist recht lebensfeindlichen zentraliranischen Wüsten Dasht-e-Lut und Dasht-e-Kavir befinden sich einige der wohl sehenswertesten Städte des Irans. Wegen ihrer herausragenden Bedeutung widmen wir Isfahan, der kulturhistorisch bedeutensten unter ihnen ein eigenes Kapitel und konzentrieren uns hier auf deren südöstliche Nachbarn, die wie an einer Perlenschnur entlang der Schnittlinie zwischen den Bergen und den Wüsten aufgereit sind. Unter ihnen besuchten wir Bam, Kerman und Yazd. Letzter kommt durch die Präsenz der Parsen - Angehörige der alt-iranischen Religion der Zoroastrier - eine besondere Bedeutung zu.

Tagebuchausschnitte
Sasanidenstadt und Zitadelle Arg-e-Bam
Nur etwa einen Kilometer von der hübsch in ertragreichen Palmengärten und Obstplantagen gelegenen neuen Oasenstadt Bam entfernt lag in einer absolut vegetationslosen Umgebung die äusserst gut restaurierte mittelalterliche Festungsstadt und Zitadelle Arg-e-Bam. Errichtet wurde Bam wahrscheinlich zur Zeit der Sasaniden, erhielt ihre grösste Bedeutung jedoch im Mittelalter als sie an einem vom persischen Golf nach Zentralasien führenden Ast der Seidenstrasse lag. Mit ihren grossen Karawansaraien diente sie als wichtige Station für durchziehende Kaufleute, vor oder nach der Querung der Wüste Dasht-e-Lut.
Die Stadt war durch eine Mauer mit 24 Turmbastionen stark befestigt und wies innerhalb nochmals eine feste Mauer auf, die den Süd- vom (noblen) Nordteil trennte. Die innerhalb des Nordviertels liegende Zitadelle aus sasanidischer Zeit wies nochmal eine hohe Mauer auf. Deren Türme waren reichlich mit geometrischen Mustern geschmückt, und auch die meist teilweise eingestürzten Lehmkuppeln der profanen Bauten waren recht eindrücklich.
Verheerendes Erdbeben
Am 26.12.2003 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Bam und richtete äusserst verheernde Schäden in der in traditioneller Ziegel- und Lehmarchitektur errichteten Oasenstadt Bam an. Es verwüstete auch die als Weltkulturerbe geltende mittelalterliche Stadt und Zitadelle Arg-e-Bam. Schlimmer noch ist die Tatsache, dass dieses Beben ausserdem rund 50 000 Menschen das Leben kostete.
Kerman und seine Türme der Winde
Unser Aufenthalt in Kerman fiel mit dem Ende des Fastenmonates Ramadan zusammen, was das Reisen fortan ein wenig bequemer gestalten sollte. Dank der Abschirmung durch hohe Berge gegen die Wüste hin und seiner Höhenlage wegen weist Kerman generell ein recht angenehmes Klima auf. Charakteristisch sind jedoch wie in allen andern iranischen Städten der Wüstenrandregion die sogenannten Türme der Winde, welche in den darunter sich befindenden Gebäuden für eine durch natürliche Konvektion hervorgerufene Klimatisierung sorgen. Vielleicht wäre dies eine Einrichtung, die bei uns im Westen (und vor allem noch weit westlicher) erfolgreich kopiert werden könnte, um die knappen Reserven hochwertiger Energieträger der Welt zu schonen.
Kermans Bazar und Karawansaraien
Im zentralen Bereich der Stadt fanden sich einige noch sehr ursprüngliche Bazare mit ihren engen und mit Kuppeln überdachten Gassen. Ich schaute mich im Besonderen nach einem Samowar um und entschied mich unter den drei feilgebotenen Alternativen - elektrisch-, holzkohlen- oder petrolbetrieben - für die letztere Variante. Ich reiste fortan mit dem auf den Rucksack aufgeschnallten Ausrüstungsgegenstand durch die Lande.
Im Bereich des Basars gab es auch noch ein paar der ursprünglichen Karawansaraien zu sehen.
Yazd
Das auffallendste Bauwerk in Yazd ist die einzigartige Freitagsmoschee, die mit ihrem in verschiedenen Blautönen gehaltenen Kachelschmuck zu den schönsten Bauten zählt, die uns aus dem 14. Jahrhundert erhalten geblieben sind. Mit dem extrem schlank und hoch errichteten Iwan und den zwei himmelstürmenden Minaretten erzwingen sie den Blick nach oben. Wir fragen uns unwillkürlich ob die zeitliche Übereinstimmung mit dem Bau unserer gotischen Münster, die einer ähnlichen architektonischen Grundidee entsprungen sind, zufällig ist, oder ob ein interkultureller Weltzeitgeist das Reisszeug führte.
Feuertempel der Zoroastrier in Yazd
Im Bahnhof von Yazd erfuhren wir, dass keine Personenzüge auf der Linie nach Isfahan und Teheran verkehren, lernten andererseits jedoch Rustam, einen Parsen kennen, der uns nach Feierabend den lokalen Feuertempel zeigen wollte.
Der Tempel erwies sich als ein neuzeitliches helles Backsteingebäude mit einer Säulenvorhalle. Durch eine Glasscheibe hatte man Einblick in den Raum in welchem das ewige Feuer brannte, ein Symbol der Reinheit und der Reinigung. Neben Darstellungen des Gottes Ahura Mazda, welche Vorbildern aus der Zeit der Achämeniden folgen, sind auch die religiös ethischen Grundprinzipien der Zoroastrier symbolisiert: Gute Gedanken - Gute Reden - Gute Taten.
Die Religion Zarathustras
Die Lehre Zarathustras wird im Iran seit der Zeit der Achämeniden praktiziert. Ihre Anhänger werden meist als Zoroastrier bezeichnet, welches auf die griechische Version Zoroaster für den Namen Zarathustras zurückgeht. Ebenfalls im Gebrauch ist die Bezeichnung Parse, welche auf die Provinz Pars/Fars bezug nimmt. Der religiöse Grundsatz ist durch den Dualismus und Gegensatz von Gut und Böse, Licht und Finsternis geprägt. Alleiniger Gott ist Ahura Mazda, der allwissende Schöpfer und Herr der Weisheit. Ihm gegenüber steht Ahriman. Der Mensch kann wählen zwischen dem Guten und dem Bösen; folgt er dem ersten Weg findet er nach seinem Tode ins Paradies, andernfalls droht ihm die Hölle. Dieses Gedankengut hat auch Eingang in unsere westliche christliche Religion gefunden, ja selbst die Vorstellung eines Fegefeuer als reinigendes Element stammt aus dem persischen Kulturkreis.
Die Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft werden im Zoroastrismus als heilig angesehen und dürfen nicht verunreinigt werden. In diesem Zusammenhang steht auch der Kult mit der Bewahrung des ewigen Feuers und der spezielle Totenkult der Parsen. Da Leichen als unrein gelten, dürfen diese weder mit Erde, Wasser noch Feuer in Kontakt geraten. Deshalb wurden die Toten in den sogenannten Türmen des Schweigens in den Bergen ausgesetzt und den Geiern dargebracht.
Ruinen der stark befestigten Sasanidenstadt Bam Ruinen der stark befestigten Sasanidenstadt Bam
Oasenstadt Bam Oasenstadt Bam Turm in Alt-Bam Turm in Alt-Bam
Bögen und Kuppeln in Bam Bögen und Kuppeln Zinnen in Alt-Bam Zinnen in Alt-Bam
Eckturm und ehemalige Wohnquartiere in Alt-Bam Eckturm und ehemalige Wohnquartiere in Alt-Bam
Strasse am Rande der Oasenstadt Kerman Strasse am Rande der Oasenstadt Kerman
Dekorationen in Kerman Dekorationen in Kerman Dekorationen in Kerman Dekorationen in Kerman
Wanddekorationen in Kerman Wanddekorationen in Kerman
Lüftungsturm in Yazd Turm der Winde Moschee in Yazd Moschee in Yazd
Symbol des Ahura Mazda Symbol des Ahura Mazda am Feuertempel in Yazd

Etappen der Orientreise
Istanbul. Metropole am Bosporus.
Anatolien. Die Hauptstadt Ankara, Kappadokien und Erzurum.
Irans Norden. Die Städte Täbriz, Teheran und Mashhad.
Afghanistans Nordroute. Auf Piste von Herat nach Mazar-i-Sharif.
Hindukusch mit Bamiyan und Band-i-Amir. Buddhas und Seen.
Durch Belutschistan. Bemerkenswertes aus Pakistan.
Irans Süden. Die Städte Bam, Kerman und Yazd.
Isfahan. Paläste, prächtige Moscheen und armenische Kirchen.
Persepolis. Ruinen und Flachreliefs in der alten Kaiserstadt.
Iranisch Kurdistan. Hamadan und Kermanshah in den Bergen.
Türkische Schwarzmeerküste. Grüne Vegetation, blaues Meer.
   

Foto Gallerien
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Heinz Rüegger - 03.06.2006 HOME