Hügelland um Mandritsara

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Einführung
Wenn wir einen Blick auf eine topographische Karte Madagaskars werfen, sehen wir dass die höchste Erhebung der Insel, der Maromokotro mit 2876m, im Tsaratanana Gebirge südöstlich Ambanjas liegt. In unserer ersten Etappe hatten wir dieses Bergmassiv westlich umfahren. Weiter im Süden liegt dann die Hochebene von Analamaitso, die wir im nächsten Kapitel kennen lernen werden. Dazwischen liegt eine Hügellandschaft geringerer Höhe. Eine Konsequenz letzterer Tatsache ist es, dass die heftigen Süostpassatwinde hier ungehindert über die Insel fegen können, während ansonsten das im Osten gelegene Küstengebirge eine wirksame Abschirmung bringt. Als Velofahrer mussten wir also mit beiden Fakten - mit heftigen Gegenwinden und einer stark hügeligen Routenführung - rechnen.
Die Gegend um Mandritsara ist touristisch noch kaum erschlossen und findet weder im «Dumont - Richtig Reisen» noch im «Lonely Planet» Erwähnung. Dies ist wohl in erster Linie der geographischen Abgeschiedenheit zu zu schreiben und keinesfalls auf einen Mangel an Attraktivität der Region zurück zu führen, wie wir hier auf zu zeichnen versuchen. Die Hauptanziehungspunkte lassen sich folgendermassen zusammenfassen:
  • Hochebenen mit hohem trockenem Prairiegras
  • Berge mit hohen glatten Felswänden - ideal für Klettertourismus
  • Breite fruchtbare Flusstäler mit kultivierten Feldern
  • Lebendige Dörfer mit Unmengen von Kindern
  • Letztlich fühlt man sich als Vasahy selbt als eine der Attraktionen

  • Mit Ausnahme des Abschnittes kurz nach Antsohihy, der voller tiefer Schlaglöcher ist, zeigte sich die Strasse nach Mandritsara von insgesamt guter Qualität, obschon der Asphalt hinter Befandriana aus gröberem Kies gefertigt ist.

    Tagebuchausschnitte
    Das Abenteuer beginnt
    Kurz vor Antsohihy waren wir zur Abzweigung der Route Nationale 31 nach Bealanana gelangt und kamen in den Genuss eines Wechsels von der Piste auf eine asphaltierte Strasse, wenn auch nicht ganz von der allerbesten Sorte. Bis zur nächsten Abzweigung, derjenigen der Route Nationale 32 nach Mandritsara, verblieben nur noch wenige Kilometer und laut Karte erwarteten wir dort einen grösseren Ort. Doch diesen passierten wir unerkannt in einer leichten Abfahrt mit annehmlicher Geschwindigkeit, nur um dann ohne Proviant und Wasservorräte an einer menschenlehren Abzweigung im «Brousse» zu stehen. Wir entschlossen uns auf Verdacht, dass doch noch ein paar Dörfchen kommen würden, weiterzufahren, schlimmstenfalls läge auch morgen früh Antsohihy immer noch in unserer Reichweite.
    Wasser gefunden
    Die Strasse war anfänglich in einem katastrophalen Zustand, mit zahlreichen und sehr tiefen Schlaglöchern, um welche man geschickt herumkurven musste, wurde dann aber wenig später wieder besser und fing an anzusteigen. Die Landschaft zeigte sich savannenartig, begleitet und unterbrochen durch Tälchen mit Bananenstauden. Unser Blick ging jeweils in Richtung der vermuteten Wasserläfe, die aber so gut wie immer ziemlich ausgetrocknet waren, oder nur noch aus einzelnen Pfützen bestanden. Jedenfalls keine ideale Quelle, um den Wasservorrat auf zu stocken. Nach etwa einem Dutzend Kilometern gelangten wir dann aber an einem Dorf vorbei, das aber über keine Epicerie zu verfügen schien. Wir fragten deshalb einfach nach Wasser, und wurden von einer älteren Frau ins Haus gebeten. Dort schöpfte sie uns aus einem Plastikeimer unsere zwei leeren Flaschen voll mit einem leicht trüben Wässerchen. Wir konnten unbeschwert der Nacht unter einem grossen Mangobaum entgegen sehen und sogar noch eine Portion der famosen madegasischen Spaghettis mit dem Wasser kochen.
    Armes Tenrek
    Am folgenden Morgen war es gar nicht mehr weit zum Abzweig einer lokalen Piste und dort befanden sich auch einige kleine Verkaufstände, die Frittiertes, Kaffee und Bananen anboten. Für ein Frühstück war somit gesorgt und bis zur Mittagszeit sollten wir das lokale Zentrum Befandriana erreichen können.
    Beim Essen wurde uns ein in einem Pappkarton gefangenes Tenrek präsentiert, herausgenommen und laufen gelassen. Da es zudem an einem der Hinterbeine mit einer Schnur gefesselt war, wurde es an dieser immer wieder brutal zurück gezogen und hing auch daran in der Luft. Dies war lediglich ein Beispiel, wie Tiere behandelt werden, Schweine und Hühner wären weitere Fälle; sie werden insbesondere auf alle erdenkliche Arten transportiert, auf dem Gepäckträger der Velos oder über den Lenker gehängt, im Taxi Brousse auf dem Boden und ein Dutzend Leute darauf, etc. Vielleicht sind wir einfach ein bisschen empfindlich, wenn wir das nicht ganz so o.k. finden?
    Befandriana, Kampf den Passatwinden
    Die Landschaft wurde anschliessend hügeliger und bald tauchten auch schon einzelstehende Berge mit ausgeprägten Felswäden auf. Wir konnten die Härte des Gesteins nicht prüfen und können deshalb nur auf die Vermutung äussern, dass es sich hier möglicherweise um gute Wände zum technischen Klettern handeln könnte. Gegen Mittag gelangten wir auf eine Hochebene und der Gegenwind wurde immer stärker. Da es sich um einen Passatwind handelt wird seine Stärke in bedeutendem Masse von den tageszeitlichen Druckschwankungen im tropischen Grossraum bestimmt und diese hängen wiederum von der Sonneneinstrahlung ab. Kurz vor Befandriana waren die Winde dann so stark, dass die zum Trocknen aufgehängte Wäsche horizontal an der Leine flatterte.
    Befandriana ist eine kleines ländliches Zentrum mit einem lebendigen Marktgeschehen. Das Stätchen ist sehr schön gelegen und von hohen felsigen Bergen umrahmt.
    Die Vasahy werden zur Attraktion
    Nach Befandriana folgen wir vorerst einmal ein kleinen Flusslauf, überqueren dann ein paar Hügelrücken und gelangen schliesslich in ein grosses Flusstal mit einem breiten Fluss mit immensen Sandbänken. Wir stellen uns vor, wie dieser Fluss wohl inmitten der Regenzeit aussehen möge. Auf einer langen engen Brücke, deren Fahrbahn aus einzelnen Eisenplanken besteht, mussten wir konzentriert Kurs halten, um nicht in die dazwischen liegenden Spalten zu gelangen. Unmittelbar am andern Brückenkopf liegt ein etwas grösseres Dorf, welches uns erlaubte noch was zum bald anstehenden Nachtessen einzukaufen. Diese Tätigkeit gab Anlass zu einem immensen Menschenauflauf im Dorfe, und dies sollte sich in dieser Gegend noch des Öftern wiederholen. Wir waren selber zur grossen Attraktion geworden! Offenbar kamen hier nicht sehr viele Vasahy vorbei, und wenn schon ausnahmsweise, so hatten sie wohl keinen Grund an zu halten und ihre Fahrzeuge zu verlassen.
    Velo ja - Auto nein?
    Die Landschaft blieb auch am nächsten Tage abwechslungsreich mit kultivierten Flächen an Flussläufen und grösseren Bergketten zur Umrahmung. Unterwegs treffen wir auf zwei Schweizer, die im Geländewagen unterwegs sind und nach Fossilien suchen. Sie betreiben eine Reiseagentur in Diego und erkunden die Gegend auch im Hinblick der Möglichkeit touristische Projekte zu entwickeln - unter anderm erwähen sie auch die Möglichkeit Sportkletterer in dieses Gebiet zu bringen. Wir waren also mit unserer Vermutung wohl doch nicht so falsch. Wir erkundigten uns bei ihnen auch nach der Möglichkeit von Mandritsara nach Andilamena weiter zu reisen. Ihre aus der Gegend stammende Begleiterin meinte, dass es sich dabei um eine «route secondaire» handeln würde, die mit dem Velo machbar sei, deutete auf den Geländewagen und fuhr fort, dass es mit dem Auto hingegen nicht zu bewältigen wäre. Wir nahmen den ersten Teil gerne zur Kenntnis und legten keine Rechenschaft darüber ab, was unter dem zweiten zu verstehen sei.
    Mandritsara, im wildesten Nordwesten
    Mandritsara ist das wichtigste Zentrum dieser Gegend, macht aber einen eher verschlafenen Eindruck auf uns. Auf dem Markte schien nicht wirklich viel los zu sein. Wir nutzten die Zeit aber, um ein einem Hotely eine Mittagessen ein zu nehmen und dann wurde Proviant eingekauft für die nächsten Tage. Wenn man sich in Madagaskar nicht absolut unmissverständlich ausdrückt kann man leicht zu wenig kriegen. Will man zwei Schachteln «La vache qui rit» und betont nicht explicit «deux boîtes» kriegt man halt zwei kleine Käseecken gereicht - für Raucher wird es mit den Zigaretten wohl ähnlich sein. Aber Missverständnisse können ja geklärt werden.

    Reise Etappen in Madagaskar
    Antsiranana. Durch Savannen, Trocken- und Regenwälder.
    Mandritsara. Entlang felsiger Berge und breiter Flusstäler.
    Andilamena. Auf Nebenwegen durch Regenwald und Prairie.
    Lac Alaotra. Zum Lac Alaotra, dem grössten Binnensee.
    Vatomandry. Durch den tropischen Regenwald an die Ostküste.
    Antsirabe. Durch das fruchtbare zentrale Hochland.
    Morondava. Durch Savannen zu den Baobabs bei Morondava.
    Antananarivo. Besuch einer Krokodilfarm und Zoo.

    Foto Gallerien
    Impressionen. Die Tour durch Madagaskar dargestellt in 88 Bildern; in getrenntem Fenster angezeigt.
    Reise in Bildern. Die im Textteil zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat, in getrenntem Fenster angezeigt.

    Übersicht
    Madagaskar Startseite. Einführung Madagaskar und Übersicht mit Kurzbeschrieb der Etappen.
    Dorf in der Gegend von Mandritsara
    Schnarch....... Zebus kennen den Weg selber!
    Wasser !
    Befandriana
    «Nasenberge»
    Tsarakonenana
    Befandriana
    Flusslandschaft zwischen Befandriana und Mandritsara
    Brücke bei Tsarakonenana
    Bade und Waschtag im Fluss
    Menschenauflauf in einem Dorf bei Mandritsara
    Bonjour Vasahy !
       

    Heinz Rüegger & Sandra Loss - 12.08.2005 HOME