Thur und Rhein bis Bad Zurzach

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Einführung
Das verlängerte Pfingstwochenende hätten wir natürlich gerne für eine mehrtägige Fahrt genutzt, aber aus familiären Gründen konnten wir nur den Pfingstmontag in Betracht ziehen. Warum also nicht eine Fahrt auf der Thur unterhalb von Frauenfeld bis zu ihrer Mündung in den Rhein und dann auf diesem weiter bis es wieder Zeit zur Heimkehr würde? Wir schafften es schliesslich bis nach Bad Zurzach und hatten damit rund 60 km mit unserem Kanu auf den Flüssen zurückgelegt.

Tagebuchausschnitte
Beginn unserer Fahrt auf dem Flüsschen Murg
«Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel» lautet der Glückwunsch in der Schifffahrt und dies war auch unser Motto nach dem Einsetzen des Bootes auf die Murg in der Nähe der Kaserne von Frauenfeld und der Fahrt bis zur Einmündung in die Thur. Schon kurz nach Verlassen des Bahnhofes von Frauenfeld hatten wir dieses Flüsschen gequert, wollten jedoch angesichts des Wasserstandes und unserer Unkenntnis über eventuell zu erwartende Hindernisse von einer Befahrung absehen. Bei der Furt oberhalb der Kläranlage konnten wir jedoch nicht mehr länger wiederstehen, das Wasser schien gerade noch tief genug zu sein und schwierige Abschnitte schienen nicht mehr zu erwarten zu sein.
Weitgehend kanalisierter Flusslauf
In der Gegend um Frauenfeld wurde die Thur weitgehend eingedämmt und verläft in einem mehr oder weniger gradgezogenen Kanal. Dies ist zumindest dann der Fall wenn der Pegel sich auf mittlerem oder gar hohen Stand befindet. Nimmt die Wassermenge ab, werden Kiesbänke sichtbar und die geschrumpfte Thur mäandriert zwischen den hochgezogenen Uferböschungen. Wir trafen auf einen mittleren Wasserstand, bei welchem sich die Bänke gerade abzeichneten und die Strömung teilweise in munteren kleinen Schwällen darüber hinweg schoss. Technische Schwierigkeiten ergaben sich daraus nicht, konnte man den grössten Wellen durch Wahl eines geeigneten Kurses doch immer gut ausweichen.
Blockschwelle im Thurlauf
Beim Weiler Farhof befindet sich quer im Flusslauf eine Schwelle aus Felsblöcken oder das Fundament eines alten Wehres. Dieses wäre wohl fahrbar gewesen und wir sind uns im Klaren, dass die Gruppe von Kayakfahrern, die auf den Wiese nebenan ihre Zelte aufgeschlagen hatte, diese Passage intensiv eingeübt hatten. Nach einer kurzen Besichtigung unsererseits entschlossen wir uns, das Wehr nicht zu fahren und wechselten auf die Gegenseite und treidelten kurz über das Hindernis hinweg. Die Schadenfreude der Kayakfreunde im Falle eines Kenterns wollten wir uns nicht leisten, zudem waren die Temperaturen am frühen Morgen noch relativ frisch, so dass wir noch nicht nach einem Bade lechzten.
Durch Waldschluchten nach Andelfingen
Bald schon waren beide Thurufer auf zürcherischem Kantonsgebiet und der Flusslauf wurde weniger geradlienig. Wir tauchten bald in eine Waldschlucht ein, die von der Bahnlinie Winterthur - Stein am Rhein mittels einer hohen Bogenbrücke überquert wird. Kurz dahinter folgte nach einer Linkskurve eine schöne Schwallstrecke, die wir nach einer kurzen Besichtigung auf der linken, d.h. gemässigteren Seite bewältigten. Andelfingen grüsste mit seinen drei Thurübergängen, von welchen natürlich die tiefliegende alte gedeckte Holzbrücke am schönsten ist.
Zum Mittagessen in der Tössegg
Der Beginn der Mittagszeit kündigte sich langsam an, als wir die Strecke unterhalb von Andelfingen befuhren. Dies machte sich in grossen Scharen von Ausflüglern bemerkbar, welche die Ufer des Flusses in Beschlag nahmen und begannen die Feuerchen für die Grilladen in Gang zu setzen. Der Fluss verlor merklich an Strömung und bald schon hatten wir die Thur hinter uns und befanden uns nun auf dem Rhein. Diesen Abschnitt hatten wir schon im Vorjahr einmal befahren, doch heute konnten wir das schöne Wetter geniessen und sahen und nicht von einem Gewitter bedroht. Auf dem Rhein nahm der Bootsverkehr in allen Kategorien merklich zu und wir freuten uns bereits auf ein Mittagessen im landschaftlich schön gelegenen Restaurant Tössegg bei der Einmündung der Töss in den Rhein. Dort herrschte Hochbetrieb und wir waren froh, noch einen der letzten freien Tische ergattert zu haben, um ein gediegenes Essen geniessen zu können.
Eisenbahnbrücke in Eglisau
Unterhalb des malerischen Städtchens Eglisau reicht die Eisenbahnbrücke über den Rhein in hohen und eleganten Bögen beidseitig bis an die tief liegenden Rheinufer heran. Eine Fachwerkkonstruktion aus Eisen im Stile des Herrn Eiffel macht den Mittelteil der Brücke aus und überspannt den eigentlichen Fluss. Flussabwärts wird dann das rechte Rheinufer bis in Basel auf eine längere Strecke deutsches Staatsgebiet und der rund um Schaffhausen herrschende beständige Wechsel der staatlichen Oberhoheit findet ein vorläufiges Ende.
Bootshebe beim Kraftwerk Eglisau
Das Maschinengebäude des alten Kraftwerks Eglisau präsentierte sich uns verhüllt, da es sich gerade in einer Phase der Renovation befindet. Mit Hinweisschildern wurden wir auf die deutsche Seite verwiesen, wo sich auf eine kleine Schiffsschleuse befindet. Überraschenderweise fanden wir dort eine elektrische Bootshebe vor, eine Luxuseinrichtung mit welcher man das Kanu einfach aus dem Wasser heben konnte. Umtragen über den langen Steg in den Unterhafen blieb uns jedoch nicht erspart. Sehnsüchtig gedachten wir der tollen Bootsrutschen, die wir an Auffahrt an den Moselkraftwerken angetroffen hatten.
Bunkeranlagen aus kriegerischen Zeiten
Der Flusslauf des Hochrheins ist in starkem Masse durch einen tiefen stark bewaldeten Einschnitt zwischen den Gebirgen Jura und Schwarzwald charakterisiert, welcher vielerorts den Eindruck einer Waldschlucht erweckt. Unterhalb des historischen Kleinststädtchens Kaiserstuhl sind es jedoch die alten militärlichen Bunker auf Schweizer Seite, welche den Blick des Wasserfahrers in Anspruch nehmen. Sie sind mehrheitlich deutlich vom Ufer abgesetzt in den Fluss hinaus gebaut worden und erwecken dadurch noch heute einen arg trutzigen Eindruck. Wie lange sie jedoch einem Angriff der deutschen Wehrmacht widerstanden hätten wurde glücklicherweise nicht geprüft. Dass jedoch bei der Armeefürhung Zweifel an einem langen Widerstand bestanden wurde jedoch indirekt durch den Paradigmenwechsel zur Réduit Strategie mit der Fokussierung auf die Gotthard-Festung klar.
Bad Zurzach
Unterhalb von Bad Zurzach befindet sich mit dem Koblenzer Laufen eine der ganz wenigen Wildwasserabschnitte des Hochrheins. Die Befahrung dieser Strecke wollten wir nicht ohne vorhergehende Besichtigung angehen und verschoben sie auf einen späteren Zeitpunkt. Der Endpunkt unserer Rheinfahrt war damit gegeben und wir konnten einen Teil der uns verbleibenden Zeit für einen Aufenthalt im Ausland nutzen und dort ein Weizenbierchen, respektive ein Eis geniessen. Nach kurzer Weiterfahrt landeten wir dann bei der Badeanstalt von Zurzach an, demontieren und verluden unser Kanu, um mit dem Zug über Bülach und Zürich nach Hause zurückzukehren.
Einbootstelle an der Murg bei der Kaserne Frauenfeld Einbootstelle an der Murg bei der Kaserne Frauenfeld
Angelegt an der Thur bei Ossingen Angelegt am Ufer der Thur bei Ossingen
Besichtigung der Stromschnellen bei Ossingen Besichtigung der Stromschnellen bei Ossingen
Bei der Einmündung der Töss in den Rhein Bei der Einmündung der Töss in den Rhein
Rheinfront des Altstadtbereichs von Eglisau Rheinfront des Altstadtbereichs von Eglisau
Fachwerkhäuser in Eglisau Fachwerkhäuser in Eglisau Bootshebe beim Kraftwerk in Eglisau Bootshebe beim Kraftwerk
Unterlauf des Kraftwerkes in Eglisau Unterlauf des Kraftwerkes in Eglisau
Alte Militärbunker am Schweizer Ufer des Rheins Alte Militärbunker am Schweizer Ufer des Rheins
Schloss am Rhein gegenüber von Kaiserstuhl Schloss bei Kaiserstuhl Wasservorhang und Turbulenzen beim Kraftwerk Reckingen Wasservorhang
Unterlauf des Kraftwerkes in Reckingen Unterlauf des Kraftwerkes in Reckingen
   

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Heinz Rüegger - 08.06.2008 HOME