Rhein; von Chur nach Bad Ragaz

08d

Einführung
Ein Tag mit Föhn stand an und entsprechend hatten wir grosse Erwartungen an einen schönen und bereits auch warmen Frühlingstag. Wir wäten deshalb das Bündner und St. Galler Rheintal als Destination für unsere sonntägliche Kanutour werden doch bei sochen Wetterlagen hier regelmässig sehr milde Temperaturen registriert.

Tagebuchausschnitte
Ein Blick aus dem Fenster des Schnellzuges
Die Beschreibungen in den von uns konsultierten Flussführern liessen auf einen eher einfachen Verlauf mit wenigen kleinen, meist durch Verbauungen künstlich generierten Hindernissen schliessen. Entsprechend standen unsere Erwartungen auf eine geruhsame und hoffentlich doch zügige Fahrt in Richtung Bodensee. Als wir jedoch auf dem Abschnitt zwischen Trimmis und Haldenstein einen Blick auf den jungen Rhein werfen konnten erlitten diese Erwartungen doch schon einen ersten Dämpfer. Der Jungspund offenbarte gerade an dieser einsehbaren Stelle seinen jugendlichem Übermut und schoss in einigen munteren Schwällen daher. Wir hofften, dass wir exakt den einzigen derartigen Abschnitt erspäht hätten. Dies sollte sich im Laufe dieses Tages nicht wirklich bestätigen und da wir noch von unserer Kenterung auf der Aare mental gezeichnet waren, gingen wir vielleicht ein bisschen übervorsichtig ans Werk.
Eine Strecke reich an Hindernissen
Nach einem längeren Marsch durch die nicht besonders attraktiven Nordquartiere Churs erreichten wir etwas unterhalb der Plessurmündung einen sehr gut geeigneten Platz, um unser Kanu auf zu bauen und ins schön daherfliessende Wasser zu stechen. Schon bald sollte das erste der nicht angekündigten Hindernisse zu hören sein, eine Schwelle unterhalb der Haldensteiner Brücke. Wir legten kurz am Ufer an und stiegen, das Kanu treidelnd, über die grossen Felslöcke um die Schwelle herum. Kurz darauf konnten wir die flotte Fahrt wieder aufnehmen. Es sollte noch lange nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir gezwungen waren das Boot zu treideln. Der Flusscharakter stellte sich als eine Abfolge von gut fahrbaren Abschnitten dar, welche jeweils durch das Überfliessen einer Kiesbank beendet wurde. Oberhalb dieser Schwellen herrschte eine starke Querströmung, welche unterhalb als schneller ein Stromzug gegen den Prallhang drückte und in eine Serie von Schwällen überging. Nachdem wir jeweils die Querströmung gemeistert hatten, mussten wir entweder über die anschliessende Bank umtragen, oder im steindurchsetzten Niedrigwasser das Boot auf die untere Etage treideln. In der Gegend bei der Haltestelle von Trimmis entschlossen wir uns gar zu einer etwas längeren Umgehung an Land, was natürlich ingesamt viel an Zeit kostete.
Herrliche Flusslandschaft
Ob all der geschilderten Kräfte- und Zeit raubenden Aspekte unserer Fahrt haben wir bis jetzt ganz verpasst zu vermerken, dass die durchfahrene Landschaft und der recht ursprüngliche Fluss von ausserordentlicher Schönheit waren. Senkrecht ins Flussbett abfallende Felsufer, grosse Kiesbänke und mit Blöcken durchsetzte Abschnitte charakterisierten den Flusslauf. Darüber erheben sich all die hohen Berggipfel, die zu dieser Jahreszeit noch alle mit ihren hellen Schneekappen glänzten und einen stimmungsvollen Kontrast zum blaugrünen Gewässer bildeten.
Spätes Mittagessen in Mastrils
Landquart erreichten wir in der Mitte des Nachmittages. Trotz der schon recht vorangeschrittenen Zeit kamen wir im Restaurant an der Brücke in Mastrils noch in den Genuss einer warmen Mahlzeit. Die Gaststrube versprühte den typischen Charme einer Lokalitänt, in welcher vor langem irgend einmal die Zeit stehengeblieben war. Nachdem das erste, aber kurze Erstaunen vorbeigegangen war, fühlte man sich plötzlich wohl und gratulierte insgeheim den Betreibern, dass sie der Versuchung widerstanden und verschiedenste Modernisierungswellen einfach vorbeirauschen liessen. Jedenfalls wurden wir gut verpflegt!
Weiterfahrt nach Bad Ragaz
In der Hoffnung, dass der weitere Verlauf des Flusses einfacher sei und weniger Hindernisse bieten würde, wasserten wir unterhalb der Brücke von Mastrils noch einmal ein. Doch vorläufig sollte sich am Flusscharakter nicht viel ändern, so dass wir noch vor der Maienfelder Brücke an Land gingen und das Kanu demontierten. Noch selten hatten uns so wenige Flusskilometer so viel Anstrengung gekostet!
Rekordfahrt mit dem Kanu auf dem Rhein

  Vor einiger Zeit sorgten die beiden Amerikaner Bill Perdzock und Mike Schnitzka mit ihrer gut inszenierten Ankündigung des Versuchs einer Rekordfahrt auf dem Rhein für nicht geringes Aufsehen in den Medien. Die beiden wollten mit ihrem Kanu die Strecke von Chur bis nach Rotterdam in xx Tagen bewältigen und damit den älteren Rekord von 7 Tagen, 23 Stunden und 31 Minuten brechen. Dass es sich bei ihnen nicht um Anfänger in diesem Metier handeln konnte, hatten die Beiden mit einem ähnlichen Rekord auf dem Missisippi bereits unter Beweis gestellt.
  Merkmürdigerweise schien das Medieninteresse am Ereignis rasch verebbt zu sein. Gab es wieder wichtigere Ereignisse aus aller Welt zu kommunizieren, oder hatten wir die Berichterstattung schlicht aus den Augen verloren? Der nicht unmittelbar beteiligte Mensch vergisst solche Jahrhundertereignisse schnell, die Zeitungen aus der entsprechenden Zeit sind längst der Altpapiersammlung übergeben worden und wurden zu andern nützlichen Papieren verarbeitet. Doch das Schweigen senkt sich nicht so leicht über grosse sportlichee Taten, denn das Internet wacht und vergisst so schnell nicht: Die beiden Helden des Missisippi haben das Kanu in Buchs SG entnervt aus dem Wasser gezogen, weil sie auf dem bewältigten Abschnitt des Rheins 25 mal umtragen mussten und 3 mal gekentert waren und nicht weiter Kopf und Kragen riskieren wollten. Ausserdem hatten sie natürlich bereits viel Zeit verloren und eine neue Rekordzeit rückte in weiter Ferne.
  Das Szenario mit grossmauliger Ankündigung und schnellem Scheitern verlockt zu Schadenfreude und dies ist in etlichen Internetforen als Grundton mehr oder weniger explizit spürbar. Dem möchten wir uns hier aber nicht anschliessen, sondern festhalten, dass wir durchaus mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Der Alpenrhein ist in diesem Abschnitt zwar nicht extremes Wildwasser, aber doch recht unterschiedlich von typischen Wanderflüssen.

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Rheinlandschaft in der Nähe der Plessurmündung Rheinlandschaft in der Nähe der Plessurmündung
Reste eines Damenfahrrades auf der Kiesbank Reste eines Damenfahrrades auf der Kiesbank
Kartenstudium vor dem Einwassern auf dem Rhein Kartenstudium vor dem Einwassern auf dem Rhein
Landschaft am Rheinknie beim Kieswerk Oldis Landschaft am Rheinknie beim Kieswerk Oldis
Stromschnellen vor dem Rheinknie bei Oldis Rasante Stromschnellen vor dem Rheinknie bei Oldis
Eine grössere Folge von Stromschnellen bei Trimmis Eine grössere Folge von Stromschnellen bei Trimmis
Aussicht in die Alpen beim Steg von Zizers Aussicht in die Alpen Aussicht in die Alpen beim Steg von Zizers beim Steg von Zizers
Brücke zwischen Chur und Mastrils und Falknis Brücke zwischen Chur und Mastrils und Falknis
Abbau des Kanus auf der Flussbank bei Bad Ragaz Abbau des Kanus auf der Flussbank bei Bad Ragaz
   

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Heinz Rüegger - 30.03.2008 HOME