Einführung
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Ein faltbarer Kanadier lässt sich problemlos mit Mitteln des öffentlichen Verkehrs befördern und erlaubt
deshalb Fahrten mit einer grossen Flexibilität. Insbesondere muss bei einer solchen Tour zu Anfang noch kein Ziel
explizit definiert werden. So war bei dieser Tour nur der Ausgangspunkt Stein am Rhein festgelegt. Von dort wollten wir
den Rhein hinuter fahren, genau so weit, wie es die uns zur Verfügung stehende Zeit erlauben würde. Mit
malerischen Ortspassagen war zu rechnen, sind doch nebst Stein am Rhein auch die Städtchen Diessenhofen,
Schaffhausen, Rheinau mit seinem Kloster und Eglisau ässerst sehenswert, nachher würden noch Kaiserstuhl
und Zurzach folgen.
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Tagebuchausschnitte
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Start im malerischen Touristenstädtchen Stein am Rhein
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Wir waren wie üblich vor einer Tour recht früh aufgestanden und mischten uns in den S-Bahnzügen
nach Winterthur und Stein am Rhein mit den Spätheimkehrern der Züri- und Albani-Feste. Ihr Tagesablauf
wird sich wohl in entscheidenden Punkten vom unsrigen unterschieden haben. Stein am Rhein hatten wir an Ostern
anlässlich eines Wanderrittes durch die Ostschweiz bereits besucht, so dass wir heute auf eine Besichtigung
der berühmten Altstadt mit ihren reich verzierten Häusern verzichteten. Unter der in diese führenden
Brücke fanden wir einen gut geeigneten Platz, um in neuer Rekordzeit unser Ally Kanu zu montieren und zu Wasser
zu lassen. Zur frühen Tageszeit war noch nichts vom zu erwartenden sonntäglichen Touristenrummel zu
bemerken. Es schien, dass ausser uns lediglich noch ein paar wenige Fischer bereits aufgestanden wären und
den Beginn des neuen Tag geniessen würden.
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Kursschifffahrt auf dem Rhein
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Die Strömung des Rheins nimmt uns rasch mit und wir verlassen Stein am Rhein, um alsbald in der schönen
Natur einen kleinen Boxenstop einzulegen. Bis hinunter nach Schaffhausen wird dieser Abschnitt des Rheins auch von
Kursschiffen befahren. Die für Sie geeignete Fahrrinne im Fluss wird mit weissen Pflöcken und Verkehrsschildern
markiert. Unterwasserhindernisse, wie auch der Flussverlauf selber, diktieren ab und zu einen Kurs, der an einen Riesenslalom
erinnert. Uns genügt eine gute Handspanne Wasser unter dem Kiel und wir müssen deshalb den markierten
Slalom nicht mitmachen. Wir geniessen es, ab und zu knapp über eine Kiesbank hinweg zu gleiten und möglicherweise
dort gar ein paar Fische zu beobachten.
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Befohlener Zwischenhalt in Diessenhofen
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Kurz bevor wir die alte Holzbrücke von Diessenhofen erreichen, werden wir von einem Ponton mit militärischer
Besatzung zu einem Zwischenhalt aufgefordert. Im schönen Städtchen finden gerade das Eidgenössische
Fest der Pontonierfahrer mit den entsprechenden wasserfahrerischen Wettkämpfen statt. In einer halben Stunde würde
eine Pause eingelegt und wir könnten dann das Wettkampfgelände passieren. Wir legen auf deutscher Seite beim
Strandbad von Gailingen an, trinken einen Kaffee und geniessen die Butterbetzeln bis der Ruf erschallt, dass jetzt die Strecke
durch Diessenhofen frei sei. Wir legen ab und kreuzen das Kursschiff und schaukeln in dessen hoch aufgeworfenen Wellen
unter der Brücke hindurch mitten ins Festgelände hinein.
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Durch das Reich der «Stachler»
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Mit dem zunehmenden Verschwinden der natürlichen Rheiufer kündigt sich die Nähe der Stadt Schaffhausen
an. An den Ufern sind nun viele Boote vertäut und machen den Anschein, als wären sie wie Perlen an eine Schnur
aufgereiht. Zudem werden wir eines neuen Typus an Freizeitbooten gewahr, den Weidlingen oder Pontons, die mit einem Stachel
dem Ufer entlang flussaufwärts bewegt werden.
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Langes Umtragen am Rheinfall
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Bald erblickten wir den Viadukt der Eisenbahn
und legten noch davor auf der rechten Rheinseite beim Bootshaus des Kanu Clubs Schaffhausen an. Hätten wir gewusst,
dass man noch bis zur Brücke von Flurlingen hätte weiterfahren, hätten wir die Umtrage um den Rheinfall
nicht schon so früh begonnen. Wir hatten erstmals den Veloanhänger dabei und konnten deshalb das Kanu einseitig
auflegen. Der Packsack mit den übrigen Utensilien wurde als Trimm verwendet und in dieser Art musste lediglich ein kleiner
Teil des Gesamtgewichtes angehoben werden. Dies ermöglichte ein relativ bequemes Fortkommen auf dem doch recht langen
Weg entlang des Rheinufers durch Schauffhausen und Neuhausen. Es kam deshalb nicht ganz ungelegen, dass unterwegs ein
Verein eine Besenbeiz eingerichtet hatte und Grilliertes, Kuchen und eine Auswahl an Getränken anbot.
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Touristenmagnet Rheinfall
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Gemessen an der Wasserdurchflussmenge gehört der Rheinfall zu den grössten Wasserfällen in Europa und
stellt entsprechend eine Touristenattraktion erster Güte dar. Nach mehreren Besuchen in den letzten Jahren habe ich mich
wohl an den Rummel gewöhnt, oder meine selektive Wahrnehmung wurde gestärkt, so dass ich diesen weniger negativ
wahrnehme als bei meinem ersten Besuch nach
Jahrzehnten.
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Bequeme Alternative zum Umtragen des Kanus
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Beim Wehr des Kraftwerkes in Rheinau blieb es uns für einmal erspart, das Kanu mühsam umtragen zu müssen.
Stattdessen konnten wir eine neue Erfahrung machen:
Ein Motorboot wollte das Hindernis ebenfalls überwinden und hatte schon auf dem Bootwagen angelegt, als wir gerade
beim Wehr eintrafen. Für unser kleines Gefährt blieb noch genügend Platz, so dass wir ebenfalls anlegten und
uns gemächlich und gemütlich ins tiefere Wasser transportieren liessen. Sobald der Bootwagen ins Unterwasser
eintauchte, schwammen die Boote wieder frei und konnten gleich Fahrt aufnehmen.
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Kloster Rheinau
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Das Kloster Rheinau liessen wir für einmal links liegen und genossen nur kurz den Blick auf die dem Fluss zugewandte Façade
des historischen Gebäudekomplexes. Das Innere mit der schönen Kirche hatten wir anlässlich einer Fahrradtour
bereits gebührend gewürdigt.
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Ankunft in Eglisau im Gewitterregen
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Nach der Einmündung der Thur in den Rhein nahm der Bootsverkehr schlagartig stark zu und wir waren fortan alles andere als allein
auf dem Wasser unterwegs. Der Himmel verfinsterte sich zusehends und auf der Höhe der Tössegg setzte erst leichter, dann
stärkerer Regen ein. Die Weinberge, die beiden grossen Brückenviadukte und das alte Städtchen Eglisau nahmen wir
nur wie hinter einem Schleier versteckt wahr. Auf Grund dieser neuen Wettersituation revidierten wir unsere Tourenpläne und
entschlossen wir, in Eglisau an zu legen und von dort mit der S-Bahn nach Hause zu reisen.
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