Einführung
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Die grosse 09a oben im Titel dieser Seite verrät bereits, dass es sich hier um die Beschreibung unserer ersten Tagestour im Jahre 2009 handelt.
Zuvor haben wir allerdings in diesem Jahre schon den Süden Vietnams mit dem Velo bereist.
Zahlreiche Wochenenden in den vergangenen Wochen zeigten sich jedoch wettermässig nicht von der besten Seite, oder wir hatten andersweitig
Verpflichtungen zu erfüllen, so dass wir nicht gross Lust oder Zeit hatten, uns den Outdoor-Aktivitäten zuzuwenden.
Jetzt aber, kurz vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn, standen die meteorologischen Prognosen für die Alpensüdseite günstig
und einem Ausflug ins Tessin stand eigentlich nichts mehr im Wege. Der Winter hatte in diesem Jahr grosse Ausdauer gezeigt und saisongerecht
planten wir entsprechend eine Skitour im nördlichen Tessin. Das Konsultieren des aktuellen Lawinenbulletins veranlasste uns
allerdings zu einer kleinen Programmänderung
und so machten wir uns halt mit unserem Kanu auf dem Anhänger auf den Weg, um den Luganersee zu befahren.
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Tagebuchausschnitte
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Eine Bahnfahrt an die Sonne im Sottoceneri
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Glücklicherweise stand in Zürich statt eines italienischen Pendolinos ein schweizerischer ICN zur Verfügung, obschon auch
letzterer bezüglich der Möglichkeiten grössere Gepäckstücke unterzubringen sehr bescheiden ausgerüstet ist.
Es gelang uns aber mindestens soweit, dass der Mann mit seinem Minibarwägelchen knapp durchpasste. Der Zug war erstaunlich wenig besetzt,
so dass wir eine gemütliche Fahrt über den Gotthard geniessen konnten. Auf dessen Nordseite herrschte Regenwetter, aber in Airolo
zeigten sich die ersten blauen Flecken am Himmel und je weiter wir nach Süden gelangten um so stärker setzte sich die Sonnen durch.
Im Sottoceneri dann schliesslich grüsste uns ein wolkenloser Himmel. Wir hatten also wieder einmal richtig kalkuliert.
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Nur wenige Frühaufsteher in Lugano
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Viele der Passagiere, die auch aus dem Norden angereist gekommen waren, spazierten mit uns die steilen Strässchen zur Altstadt hinab
und verloren sich dann in den vielen engen Gässchen. Obschon es fast schon elf Uhr war, herrschte noch nicht viel Betrieb in der Stadt,
die Luganesi waren wohl trotz des herrlichen Wetters noch nicht aus den Federn gekommen. An den Gestaden des Sees angekommen suchten wir nach
einem geeigneten Ort, um unser Ally-Kanu zusammenzubauen. Wir fanden einen dem Ufer vorgelagerten Bootssteg, der sich für den Zweck eignen sollte,
mussten diesen jedoch einem Kormoran streitig machen. Wir haben in diesem ungleichen Streit den Sieg davongetragen, aber der Vogel rächte sich
damit, dass er seinen Dreck genau dort liegengelassen hatte, wo wir die Schwimmweste deponierten!
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Guggenmusiker auf der Seepromenade
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Beim Aufbauen des Kanus vernahmen wir aus der Ferne die unverkennbaren Klänge einer Guggenmusik, die sich uns näherten. Eigentlich
müsste auch in Lugano der Carnevale längst der Vergangenheit angehören, hatten doch auch die Basler ihre schönsten Tage
des Jahres bereits hinter sich gelassen. Als dann auf der Promenade vor uns «Happy Birthday to you ...» intoniert wurde war klar,
dass es sich um ein Geburtstagsfestchen handeln musste. Wir können nur den Wunsch zum Ausdruck bringen, dass das nächste Lehensjahr
des Geehrten von weniger Missklängen begleitet sei, als das eben dargebrachte Ständchen.
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Ein eindrückliches Panorama zum Auftakt
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Wir stachen alsbald in See und wandten uns vorerst nach Osten, vorbei an der grossen Parkanlage und der Mündung des Cassarate, welcher
das schöne Val Colla entwässert. Hinter den Häusern der Stadt Lugano tat sich mit den schneebedeckten Bergen
ein herrliches Panorama auf, insbesondere die runde Kuppe des Monte Bar verlieh selbst dem Ortsteil Cassarate mit seinen architektonisch nicht
immer überzeugenden Wohn- und Geschäftsblöcken einen würdigen Rahmen.
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Ein kleines Stücklein der «Direttissima Schweiz»
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Vor bald einem Jahrzehnt hatten wir die Idee einer direkten Durchquerung der Schweiz
von ihrem nördlichsten zu ihrem südlichsten Punkt in die Welt gesetzt. Nachdem die schwierigen Etappen durch die Alpen
alle bewältigt waren kam das Projekt ins Stocken und schliesslich in der Magadinoebene zum vorläufigen Erliegen. Die letzte
noch ausstehende Etappe muss zwischen Castagnola am Fusse des Monte Brè und Caprino den Luganersee queren. Dieses kleine Teilstücklein
konnten wir am heutigen Tage mit dem Kanu in Angriff nehmen, den Rest hoffen wir bald einmal mit dem Mountainbike noch zu bewältigen.
Bei einem Steg an einem Felssporn bei Castagnola setzten wir zum Markieren kurz den Fuss ans Ufer, um dann die Querung des Sees in Angriff zu
nehmen. Vom gegenüberliegenden Ufer konnten wir lediglich die Silhouetten der Bergflanken erkennen, unser Ziel, das Dorf Caprino lag im
Schatten und dem über dem See liegenden Dunst verborgen. Wir waren schon fast am südlichen Ufer angelangt bis wir die Gebäude von
Caprino erkennen konnten. Beim Grotto San Rocco legten wir an und setzten wieder einen Fuss auf den Bootssteg.
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Die Enklave Campione d'Italia und Mario Bottas neues Casino
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Dass nun etwas aussergewöhnliches vor uns lag kündigte sich die vielen Türme alter Befestigungsanlagen an.
Wir kamen in italienisches Gewässer und hatten die Enklave Campione vor uns. Der Zusatz d'Italia findet sich übrigens
nur auf italienischen Karten und hat seinen Ursprung im italienischen Faschismus, wie auch der monumentale Torbogen auf der einzigen
Zufahrtsstrasse von Bissone her ein Vermächtnis Mussolinis darstellt. Campione war im frühen Mittelalter in den Besitz
eines Klosters aus Mailand gelangt und fiel als solches nicht unter die Herrschaft der Eidgenossen als diese sich das Tessin
untertan machten. Auch in der napoleonischen Zeit kam Campione nicht zum jetzt selbstständigen Kanton Ticino sondern wurde
der Republik Cisalpinien angeschlossen und kam nach der italienischen Vereinigung zum Königreich Italien. Mehreren Versuchen der
Tessiner, einen Tausch gegen das vor dem Bau der Strasse über die Alpe di Neggia vollkommen abgeschnittene Indemini zu realiesieren,
war kein Erfolg beschieden. Heute ist Campione zwar nach wie vor italienisch aber sehr stark in die Schweiz integriert. Seine Bewohner
und Behörden fahren Autos mit Tessiner Kennzeichen und schicken ihre Kinder in der Schweiz zur Schule.
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Mario Bottas neues Casino in Campione
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Campione ist seit langer Zeit bekannt für sein Glückspiel und der Tessiner Star-Architekt Mario Botta hatte die Ehre dort zum Zwecke
der Förderung des Spiels, ein neues und grosses Casino bauen zu dürfen. Architektur kann durchaus kontrovers sein und dieser
eindrückliche Casionbau zwingt zur selektiven Wahrnehmung. Im Fokus aufs Gebäde, den natürlich sämtliche einschlägigen
Architektur- und Kunstfzeitschrigten und -bücher einnehmen, erblickt man einen gelungenen, eleganten Bau mit grossem ästhetischem
Potential und architektonischem Vorbildcharakter. Ich zählte mich zu den Bewunderern.
Tritt man auf dem See zurück und versucht ein Gesamtbild von Campione zu erhaschen, wird man augenblicklich von erst leisen, dann lauten
Zweifeln berührt. Es offenbart sich ein fremdartiger Klotz inmitten eines gewachsenen und mehrheitlich geschlossenen lombardischen Ortsbildes.
Man möchte Bottas Bau gerne rausschneiden und in die Wüste schicken, wo er seine Grandezza bewahren könnte ohne das Landschaftsbild
zu beeinträchtigen.
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Authentisches Tessiner Mittagessen in Brusino
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Nach der Unterquerung der Transportachse über den Damm von Melide schlugen wir den Weg nach Brusino-Arsizio ein, legten
unter der auf den See hinaus gebauten Terrasse des Ristorante Battello an und setzten uns an den Tisch. Die Speisekarte gab
sich bescheiden und liess nicht auf kulinarische Höhenflüge hoffen. Verschiedene Varianten von Risotto und Polenta
zeigten dass der Schwerpunkt bei authentischen Tessiner Speisen lag. An der gereichten Polenta, mit Brasato einerseits und
Funghi andererseits, liess sich dann auch nichts aussetzen. Ein Tellerchen Salat zum Vorneherein hätten wir aber auch
nicht abgelehnt.
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Umrundung des Sporn beim malerischen Morcote
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Brusino-Arsizio weist mit seinen eng aneinander gebauten und nett kolorierten Häusern eine malerische geschlossene Seefront auf.
Das touristische Potential eines schönen Ortsbildes wird jedoch auf der andern Seite des Sees im Örtchen Morcote
weitaus besser genutzt. Schon von weitem lassen sich die Kolonnen entlang der Zufahrtsstrasse parkierter Fahrzeuge ausmachen und
im Ort scheint sich Restaurant an Restaurant zu reihen. Natürlich hilft die alte, hoch über den Häusern am Abhang
thronende Kirche die Attraktivität Morcotes noch zu steigern, als ob eigentlich die schönen Häuser nicht schon genug
Gründe böten, ihm einen Besuch abzustatten.
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Villen an den Gestaden des Sees
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Am östlichen Ufer des Seearms zwischen Morcote und Agno reihen sich die Villen wie Perlen an einer Schnur auf und wetteifern
darum, welche als die Schönste unter ihnen gelten soll. Das weiche, nachmittägliche Sonnenlicht bringt ihre Vorzüge
voll zur Geltung, wie auch die grandiose Kulisse des schneebedeckten Kammes welcher den Monte Lema mit dem Tamaro verbindet zusammen
mit dem See den Passenden Rahmen zur besten Präsentation abgibt.
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