Sonntag, 20. Juli 1997 36

Über den Shingo La (5100 m)


Aufstieg über die Schneefelder zur Passhöhe
Früher Aufbruch
Nur gerade ein kleiner Schimmer von Helligkeit zeigte sich am Horizont als Urs und ich aus den Schlafsäcken krochen. Darüberhinaus war es in dieser Höhe und so nahe der Gletscher bitter kalt. Wir kochten mit dem Milchpulver einen Milchreis, den wir mit Honig süssen konnten. Daran anschliessend packten wir unsere Sachen zusammen und deponierten diese im Lager, damit sie später auf die Pferde verladen werden konnten. Nik war zu diesem Zeitpunkt noch am Schlafen, er hatte sich entschlossen, erst mit den beiden Zanskaris nach zu kommen.
Aufstieg im Schnee zum Pass
Eine kurze Strecke hinter dem Lager verliessen wir das Haupttal, um über ein Schuttfeld am Hang aufzusteigen. Unter und zwischen den Steinen war breits der Schnee sichtbar. Schliesslich liessen wir Geröll, um ganz auf den Schneefeldern weiterzumaschieren. Dank dem frühen Zeitpunkt unseres Aufbruchs waren diese an der Oberfläche noch fest gefroren, so dass wir locker der Passhöhe entgegen marschieren konnten. Diese erreichten wir nach ca. einer Stunde im herrlichsten Sonnenschein.
Auf der Passhöhe des Shingo La
Durch den Umstand, dass wir den Kulminationspunkt sehr früh erreichten stand uns nun eine etwas längere Wartezeit bevor. Die Aussicht auf die schneebedeckten Berge in der Umgebung, welche mit den dunklen Felsen und den noch langen Schatten einen herrlichen Kontrast bildeten, liess jedoch keine Unruhe und lange Zeit aufkommen. Die tollen Lichtbedingungen waren zudem herrvorragend geeignet, um einige Bilder zu schiessen. Bald einmal traf dann auch Nik bei uns ein, kurz gefolgt von den Pferdeführern mit ihren Ponies, so dass wir wieder komplett waren.
Opfer des Weges und der Höhe
Franzosen Trek
Beim Abstieg über die Schnee- und Geröllfelder im obersten Abschnitt kam uns eine grosse franösische Trekkinggruppe entgegen. Die Spitze der Gruppe schien recht fit zu sein, aber je länger zurück die Teilnehmer desto stärker waren sie von der Anstrengung oder der Höhe gezeichnet. Eine Person musste sogar auf einem der Ponies transportiert und zusätzlich von einem der Führer gestützt werden. Das voll organisierte Reisen mit allen damit verbundenen Annehmlichkeiten hat halt meistens auch den Nachteil eines fixen Zeitplanes, was den Spielraum für eine individuell vielleicht längere Phase der Akklimatisierung sprengen würde.
Ausrüstungschaden
Nicht nur Personen können Opfer des Shingo La werden, sondern auch deren Schuhe! So geschehen mit meinen Bikeschuhen, bei welchen sich die Gummisohle von der harten Innenkonstruktion löste und in Längsrichtung spaltete. Trotz des festgestellten Schadens lief ich damit vorsichtig noch etwa zwei Stunden weiter. Im abendlichen Lager war dann aber eine Reparatur fällig: Mit einem Kupferdraht wurden die beiden Teile der Sohle wieder zusammengefügt und fixiert. Damit sollte es möglich sein, zumindest die verbleibenden Bikestrecken zu bewältigen, da in der Pedale kein grosser Druck auf den Mittelfuss und Fersenbereich wirkt, da die Kraft direkt über die Innenkonstruktion und die Platten übertragen wird. Aber die letzte Trekkingetappe von morgen wollte ich in den Sandalen bewältigen, was grundsätzlich klappte aber mit einer Blase am Fuss erkauft werden musste.
Lager in der Gegend von Rumjak
Weiter talwärts
Der Himmel hatte sich in der Zwischenzeit leicht überzogen und manchmal konnte man sogar ein paar Regentropfen verspüren. Als wir deshalb in Rumjak, einem der wenigen geeigneten Lagerplätze in der Gegend machten wir Halt, um auf den Pferde Trek zu warten. Bis dieser bei uns eintraf hatten sich die Wolken bereits wieder verzogen und wir konnten auf Empfehlung der Führer unseren Weg noch ein kurzes Stück fortsetzen, um nach halbstündigen Marsch zu einem andern schönen Platz zu gelangen. Vorgängig liessen wir die Pferde aber noch kurz rasten, eine Gelegenheit, die sie zu intensivem Grasfressen zu nutzen wussten.
Hoher buddhistischer Wüdenträger
Wir hatten gerade die Pferde von ihrer Last befreit und begannen mit dem Aufbau des Lagers für die Nacht, als ein kleiner Trek mit Reittieren uns entgegenkam. Darunter befand sich ein Emissär des Dalai Lama, welcher in eine prachtvoll bunte Robe gekleidet war. Unsere beiden Zanskari erwiesen ihm ihre Ehrerbietung, welche er huldvoll entgegennahm um dann rasch weiter in Richtung Shingo La zu reiten.
Gebetsfahnen auf der Passhöhe des Shingo La Gebetsfahnen auf der Passhöhe des Shingo La
Gebetsfahnen auf der Passhöhe des Shingo La Gebetsfahnen auf der Passhöhe des Shingo La
Ausblick von der  Passhöhe des Shingo La Ausblick von der Passhöhe des Shingo La
Wilde Tallandschaft im Abstieg vom Shingo La Wilde Tallandschaft im Abstieg vom Shingo La
Unsere Packpferde erreichen das Lager in Rumjak Die Packpferde erreichen Unsere Packpferde erreichen das Lager in Rumjak unser Lager in Rumjak
Der Trek fordert seine Opfer unter den Schuhen Der Trek fordert seine Opfer unter den Schuhen
   

Reise-Beschreibung
Auswahl der Etappen Tagebuchseiten dieser Etappe
Durch die Indischen Ebenen Mountain Biking nach Reru
In den Vorbergen des Himalaya Durch die Schluchten Zanskars
Auf der «Haute Route» des Himalaya nach Ladakh Zu Besuch in Phuktal Gompa
Erholungsurlaub in der «Touristenmetropole» Leh Im Hochtal des Kargyak Chu
Durch die grossen Flusstäler via Kargil nach Zanskar Vorbei am Gumbaranjon zum Basislager
Mit Pferdetrek über den Shingo La zurück ins Lahaul Über den Shingo La (5100 m)
Abschied von Lahaul, Erholung in Manali Zurück an die Strasse Leh-Manali
«Shopping» in Delhi und Ausflug zum «Taj Mahal»  

Foto Gallerien
Impressionen. Momente der Reise festgehalten in 59 Bildern und in getrenntem Fenster angezeigt. Bilderindex
Reise in Bildern. Die in den Textteilen zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat in getrenntem Fenster angezeigt.
Übersicht
Startseite Himalaya-Tour. Einführung zur Reise in den indischen Himalaya und Übersicht mit Kurzbeschrieb der einzelnen Etappen.

Heinz Rüegger - 02.06.2007 HOME