Sonntag, 29. Juni 1997 15

Gata Loops, Nakee La und Lachalung La


Über die Grenze nach Ladakh (Kashmir and Jammu)
Klirrende Kälte
Der frühe Sonntagmorgen begrüsste uns mit wolkenlosem Himmel und klirrender Kälte. Ein kurzer Blick auf das Thermometer überzeugte uns, dass es tatsächlich einige Grade unter dem Gefrierpunkt war, als wir uns daran machten, das Morgenessen zuzubereiten und das Zelt zusammenzupacken. Die aufgehende Sonne befand sich noch hinter den Bergen, derweil schon die ersten nordwärtsgerichteten Busse und Lastwagen an uns vorbeifuhren.
Über den Grenzfluss nach Ladakh
Mit klammen Fingern nahmen wir den heutigen Weg unter die Räder. Wir folgten der Strasse talaufwärts, stets dem Fluss entlang, bis sich dessen Bett zu einer Schlucht verengte. An dieser bautechnisch günstigen Stelle befindet sich eine eiserne Brücke, welche gleichzeitig die Grenze zwischen den Staaten Himachal Pradesh und Jammu & Kashmir markiert. Auf der gegenüberliegenden Seite ging es wieder talwärts und nach einer Fahrt von etwa einem Dutzend Kilometern erreichten wir die Stelle wo sich am südseitigen Flussufer unser Lagerplatz der letzten Nacht befand. Kurz darauf zeichnete sich ein Richtungswechsel der Strasse ab und wir gelangten zurück ins breitere Haupttal des Lingti Chu. Die Wasser dieses Flusses vereinigen sich später in Zanskar mit jenen des Kurghiak Chu um den Tsarap Chu zu bilden. Doch dieser direkte Zugang zur Region Zanskar mit seinem Hauptort Padum war uns aus topographischen und strassenbaulichen Gründen verwehrt. Er ist ausschliesslich im tiefen Winter, wenn die Flüsse mit einer dicken Eisschicht bedeckt sind zugänglich. Im Sommer hingegen ist man darauf angewiesen, über hohe Pässe zu Fuss zu gehen, oder den etwa 800 km langen Umweg via Leh und Kargil in Kauf zu nehmen. Zu letzterem Weg hatten wir uns entschlossen, um ersteres Trekking sodann noch nachzuholen.
Durch die Gata Loops zum Nakee La
Eine kleine Korrektur der Kartographie
Die Nelles Karte, welche uns für diese Reise als Planungsunterlage diente und sich bereits des öftern als nicht allzu zuverlässig gezeigt hatte, erwies sich an diesem Ort als schlichtweg falsch. Aufgrund der Karte sollten wir dem Flusslauf noch für mindestens weitere 20 bis 30 km folgen, um dann über den Baralacha La in ein weiteres grosses Flusstal zu gelangen, welches seinerseits direkt zum Tanglang La führt. Der reale Verlauf der Strasse ist jedoch ein anderer und soll im weiteren beschrieben werden.
In 21 Haarnadelkurven in die Höhe
Himank machte uns mit einer Steintafel auf die vor uns liegende Anzahl von Harnadelkurven aufmerksam, mit welchen wir die Steilstufe an der Talseite überwinden sollten. Während wir in den ersten Kehren noch die Kälte des Morgens und der Fahrt am Talgrunde in den Knochen spürten war es damit bald einmal vorbei, denn es hiess mal wieder kräftig in die Pedal stehen. Bei der oberen Markierung (welche Urs auf dem nebenstehenden Bild gerade passiert) angekommen kann man das untere Ende praktisch zwischen den beiden eigenen Füssen durch betrachten. Der Distanzgewinn in horizontaler Richtung war wirklich marginal, aber wir hatten mittlerweile etwa eine Höhe von 4700 m erreicht.
Velofahren auf Strassen höher als der Mont Blanc
Der weitere Verlauf der Strasse ist vergleichsweise flach am Hand entlanglaufend angelegt, aber natürlich in einer Höhenlage, welche unser alpenländischen Gipfel gerade noch im Extremum erreichen.
Der Nakee La, ein «Vorpass» zum Lachalung La
Wir wussten bereits aus dem «Reise Know How» Führer, dass es sich beim heute zu überwindenden topographischen Hindernis um einen Doppelpass handelte. Den ersten und etwas tieferen der beiden ist dort als Namika La bezeichnet, somit den gleichen Namen tragen würde wie einer der Übergange auf der Militärstrasse Leh - Kargil. Das Strassenschild auf dem Kulminationspunkt weist die Kennzeichnung «Nakeela» auf, was wir in diesem Bericht gewäten Schreibweise mit «Nakee La» wiedergeben.
Im Wissen, dass wir noch einen Aufstieg vor uns haben, halten wir hier nur für eine kurze Rast, um sogleich mit der Abfahrt zu beginnen.
Unser erster 5000er Pass, der Lachalung La
Verlust von 300 Höhenmetern
Von den obersten Kehren des Nakee Las aus konnten wir den weiteren Verlauf der Passstrasse bereits im Überblick erkennen. Zuerst führte und die Strasse in ein weiters Tal hinunter, um dann auf der andern Talseite wieder langsam auf über 5000 m hochzugehen.
Die Abfahrt selber war dank guten Strassenverhältnissen mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden, lediglich die unten anstehende Überquerung des Flusses war wie üblich eine feuchte Angelegenheit.
Aufstieg auf über 5000 m
Nach der Überquerung des Flusses machten wir uns unmittelbar an den Wiederaufstieg auf der andern Talseite. Rückwärtsblickend konnten wir die Höhe des Nakee La als Massstab nehmen für die mit jeder Radumdrehung wieder gut gemachten Höhenmeter. Bald einmal hatten wir eine den Nakee La unter uns gelassen und befanden uns somit in der Höhenlage um die 5000 m, und es sollte auch nicht mehr allzu weit sein bis zum grossen Kulminationspunkt des heutigen Tages.
Auf dem Lachalung La
Nach einer letzten Biegung der Strasse kamen wir auf ein kleines Plateau mit der Passhöhe, welche in der hier üblichen Weise durch ein gelbes Himank-Signet, sowie auch traditionell mit Gebetsfahnen, bezeichnet war. Nachdem wir wieder alle zusammen waren und uns eine kleine Ruhepause gegönnt hatten, freuten wir uns auf die längere Abfahrt Richtung Norden.
Regennacht in Pang
Freundlicher Empfang
Um etwa 16 Uhr verliessen wir die enge Schlucht an einer Stelle, wo sich nach Osten hin ein Tal öffnete. Dort standen auch einige Zelte, welche als Teebuden oder auch zum Übernachten dienlich waren. Wir liessen uns erst eine Suppe richten und verspeisten anschliessend noch Omelettes und einige Chapatis. Dabei waren wir in eine Diskussionsrunde mit Tibetern eingebunden, unter welchen einige als Touristenführer in halb Asien arbeiten. Sie befanden sich gerade in Ladakh, weil hier die Saison gerade angefangen hatte, während sie beispielsweise in Nepal bereits vorbei ist. In den kommenden Wochen sollten sie dann eine grosse Gruppen von Franzosen durch den indischen Himalaya führen.
Sie waren uns auch beim Errichten des Lagers behilflich und versorgten uns den ganzen Abend mit Tee.
Regen und Schnee
Wir hatten gerade neben der Teestube mit dem Aufstellen des Zeltes begonnen als die ersten Regentropfen zu fallen begannen. In der nachfolgenden Nacht sollte noch etliches mehr an Niederschlägen folgen, und wie wir am nächten Morgen festellen konnten, waren wir mit unserem Lager nicht sehr weit von der aktuellen Schneegrenze entfernt.
Strasse nach Leh, Ladakh, am frühen Morgen Strasse nach Leh, Ladakh, am frühen Morgen
Am Grenzfluss zu Ladakh Am Grenzfluss zu Ladakh kurz vor den Gata Loops
Unterste Strassenkehren der Gata Loops Unterste Strassenkehren der Gata Loops
Urs am oberen Ende der Gata Loops Urs am oberen Ende der Gata Loops
Abfahrt vom Nakee La und Blick zum Lachalung La Abfahrt vom Nakee La und Blick zum Lachalung La
Auf der Passhöhe des Lachalung La Auf der Passhöhe des Lachalung La
Strasse in der Abfahrt vom Lachalung La Strasse in der Abfahrt vom Lachalung La
Erosionslandschaft in der Schlucht vor Pang Erosionslandschaft in der Schlucht vor Pang
   

Reise-Beschreibung
Auswahl der Etappen Tagebuchseiten dieser Etappe
Durch die Indischen Ebenen Über den Rohtang La ins Lahaul
In den Vorbergen des Himalaya Durch die Täler des Lahauls
Auf der «Haute Route» des Himalaya nach Ladakh Krisentag mit Aufstieg nach Patseo
Erholungsurlaub in der «Touristenmetropole» Leh Über den Baralacha La, 4800 m
Durch die grossen Flusstäler via Kargil nach Zanskar Durch die Gata Loops und über den Lachalung La
Mit Pferdetrek über den Shingo La zurück ins Lahaul Königsetappe mit Taglang La, 5400 m
Abschied von Lahaul, Erholung in Manali Durchs Industal nach Leh
«Shopping» in Delhi und Ausflug zum «Taj Mahal»  

Foto Gallerien
Impressionen. Momente der Reise festgehalten in 59 Bildern und in getrenntem Fenster angezeigt. Bilderindex
Reise in Bildern. Die in den Textteilen zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat in getrenntem Fenster angezeigt.
Übersicht
Startseite Himalaya-Tour. Einführung zur Reise in den indischen Himalaya und Übersicht mit Kurzbeschrieb der einzelnen Etappen.

Heinz Rüegger - 21.04.2007 HOME