Über den Brunnipass ins Surselva

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Einführung
Ein markierter Wanderweg führt vom Maderanertal zur Cavardiras-Hütte des Schweizer Alpen Clubs und weiter über den Brunnipass nach Disentis im Vorderrheintal. Trotzdem handelt es sich angesichts der nicht zu knappen Höhendifferenz um eine durchaus anspruchsvolle Eintagestour. Etliche Berggänger lassen sich deshalb mit dem Maderandertaxi bis hinten in Tal chauffieren und übernachten ausserdem in der Hütte. Ein solches Vorhaben kam für uns hier nicht in Frage, das sollte zu schaffen sein, eine tüchtige Gruppe von Wanderern vorausgesetzt, wie wir es waren.
Wir möchten an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass wir mehrheitlich aus technischen Gründen diese einfachere 6. Etappe vorgezogen hatten und die Querung des Schärhorngriggelis zurückgestellt hatten, um die Gletscher ausgeapert queren zu können.
Routenführung in der 6. Etappe:
  Golzern, Talstation - Balmenschachen - Blindensee - Hinterbalm - Brunnital - Cavardirashütte - Brunnipass - Aclettatal - Funs - Disentis
Teilnehmer an der 6. Etappe:
  Mauro Perseghini
Heinz Rüegger
Aswin Verhoeven

Tagebuchausschnitte
Zustieg durch das hintere Maderanertal
Angesichts des anstrengenden Programms nutzten wir natürlich die erste sich uns bietende Möglichkeit, um aus dem Unterland in die Urner Berge zu reisen. Mit dem Postauto erreichten wir Bristen im Maderanertal und dessen letzte Haltestelle bei der Talstation der Golzernbergbahn, welche die meisten unserer Mitpassagiere aufnahm. Ein kleiner Teil machte sich mit uns auf den Weg entlang des Chärstelenbaches nach Osten. Die erste gute Wanderstunde verlief auf der Fahrstrasse und ab und zu wurden wir von Fahrzeugen überholt, welche die Alpbewirtschaftung einfacher machen oder auch Bergtouristen ins hintere Tal brachten. Wir sollten bei der Bewältigung unserer vorerst einmal ausgelassenene 5. Etappe auch noch von dieser Transportgelegenheit Gebrauch machen.
Mittagessen auf Hinterbalm
In Blindensee hatten wir den Zustieg zur eigentlichen Route der Direttissima Schweiz abgeschlossen und traversierten nach einer Richtungsänderung in einem spitzen Winkel die steile Flanke, die sich vom Düssi herunterzieht. Nach Erreichen der Waldgrenze hatten wir das Vergnügen eines Aufstiegs über einen kunstvoll mit Steinplatten angelegten Weg zu den Hüttchen von Hinterbalm. Wir nahmen Platz an einem der Holztische im Freien und genossen die bald einmal aufgetragenen Älplermakkaronen. Wir hatten schon so um die tausend Höhenmeter hinter uns und diese Kräftigung sollte uns für den restlichen Anstieg doch reichen. Zur Verdauung hatten wir glücklicherweise vorerst einmal einen nicht allzu strengen Talaufstieg vor uns.
Durch das Brunnital den Gletschern zu
Das Brunnital - nicht das einzige mit diesem Namen - ist mit seinem U-förmigen Querschnitt und dem gestuften Verlauf ein typisches Gletschertal. Nachdem wir uns vorert auf der Ostseite des Brunnibaches gehalten hatten, querten wir diesen bei Waltersfire auf einer durchaus erinnernswerten Steinbrücke, die über eine Stelle gebaut worden war, an welcher sich der Bach durch eine enge Felsbarriere zwingen musste. Der Weg verlief weiter im breiten Talgrunde des Brunnitales, um dann beim Erreichen der Moränen in der Gegend des Griess nach Osten hin abzubiegen. Über einen Rücken, der sich vom Gwasmet hinabzieht, gewonnen wir die notwendige Höhe, um dann über die Schneefelder auf dem Brunnifirn die Cavardirashütte zu erreichen.
An der Cavardirashütte
Die Capanna da Cavardiras liegt auf dem Übergang vom Brunnifirn ins Val Cavardiras und bietet von ihrer Terrasse aus einen schönen Blick in dieses wilde Tal mit hochalpinem Charakter. Um die Hütte herrschte an diesem Samstage emsiges Touristentreiben, was die Beliebtheit des Lokals unterstreicht. Während die meisten Berggänger sich hier für eine Übernachtung bereitmachten, legten wir lediglich keine kurze Rast ein, schliesslich hatten wir diese Überschreitung als Tagestour geplant und hatten somit noch einen ganz kurzen Aufstieg und einen wesentlich längeren Abstieg ins Vorderrheintal vor uns.
Über den Brunnifirn und das Brunnigrätli nach Süden
Die weitere Route nach Süden entspricht dem umgekehrten Verlauf des Hüttenaufstiegs von Disentis zur Cavardirashütte und ist entsprechend ein bisschen «überausgerüstet». Der kurze Abschnitt über den in diesem Teil sehr flachen Brunnifirn ist mit Stangen wohl markiert und es hatte gar den Anschein, als wäre regelrecht ein Weg in den Schnee planiert worden. Fast schon wie auf dem Titlis oder dem Jungfraujoch. Der nette Blockgrat mit den Brunnipass war dann durch Metallleitern erschlossen und Fixseile spannten sich über das Grätli. Von dieser Wasserscheide aus bot sich uns ein schönen Ausblick über die schneebedeckten Gletscher auf den Oberalpstock im Westen und die Bündner Bergwelt südlich des Vorderrheintales. Der Abstieg auf der südlichen Seite verlief durch eine Kehle in der Felswand und war überdies mit Stahlseilen gut gesichert. Aus der Ferne betrachtet hinterliess der eben überwundene Felsriegel im Talabschluss einen wesentlich tieferen Eindruck, stellte man sich doch bald einmal die Frage, an welcher Stelle man denn diese Wand überwunden hätte.
Abstieg durch das Val Acletta ins Klosterdorf Disentis
Das gut erschlossene Val Acletta ermöglichte uns einen schnellen Abstieg ins Tal, was uns angesichts der doch schon etwas fortgeschrittenen Tageszeit sehr entgegenkam. Bald schon hatten wir die Höhe der Bergstation Caischavedra der Seilbahn, welche das Skigebiet von Disentis erschliesst, hinter uns gelassen und erreichten zügig deren Talstation in Funs. Von dort war es dann nur noch ein kleiner Hupfer dem Bahntrassee der Oberalpbahn entlang durch das Dorf zum Bahnhof in Disentis.
Es gibt kein Bier auf ...
Zum Abschluss einer anstrengenden Tour genehmige ich mir jeweils gerne noch ein Bierchen, um die Flüssigkeitsverluste aus zu gleichen und mich wieder ausreichend mit Mineralien und Vitaminen zu versorgen. Wird die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges knapp, kann es sein, dass wir von einem Besuch in einer der gastronomischen Stätten absehen und stattdessen ein Kiosk als Bierlieferant dienen muss. So trug es sich auch im Klosterdorf Disentis zu. Aswin wollte mir gerne die begehrte Tranksame spendieren, suchte den Kiosk auf und kam unverrichteter Dinge wieder hinaus. Am heutigen Tage hatte der ganze Biervorrat offensichtlich bereits andere Liebhaber gefunden und der Laden war ausverkauft!
Aswin im Maderanertal Aswin im Maderanertal
Steinplattenweg nach Hinterbalm Steinplattenweg nach Hinterbalm
Steinbrücke im Brunnital Steinbrücke im Brunnital
Val Cavardiras Val Cavardiras
Auf dem Brunnigrätli Auf dem Brunnigrätli
Mauro im Abstieg vom Brunnigrätli Mauro im Abstieg vom Brunnigrätli
   

Etappen der Direttissima durch die Schweiz
Von Schaffhausen an den Zürichsee. Unterwegs mit dem Mountainbike.
Überquerung des Zürichsees. Schwimmend und rudernd nach Richterswil.
Schwyzer Voralpen. Mit dem Bike über die Schwyzer Eggen nach Muotathal.
Schächentaler Windgällen. Wandernd über Chli und Alpler Tor ins Schächental.
Schärhorngriggeli. Alpine Tour mit Querung des Hüfifirns ins Maderanertal.
Cavardiras. Vom Maderanertal über den Brunnipass ins Vorderrheintal.
Pass Casatscha. Vom Medels über den Alpenhauptkamm ins Valle Santa Maria.
Pizzo Molare. Gratwanderung zwischen Valle di Blenio und Valle Leventina.
Poncione Rosso. Königsetappe zwischen Valle Leventina und Val Verzasca.
Sottoceneri. Von der Magadinoebene ins Sottoceneri und nach Chiasso.
 
Einige Zahlen zur 6. Etappe
Datum:
Startpunkt:
 
Zielpunkt:
 
Direktdistanz:
Kursabweichung:
Tiefster Punkt:
 
Höchster Punkt:
 
Höhenmeter:
22. Juli 2001
Blindensee
703250/182650
Funs
707550/173100
10.5 km, 4.7 %
1600 m, 7.1 ‰
Funs
1198 m
Brunnipass
2739 m
1364 + 543 m

Foto Galerien
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Tour in Bildern. Die in den Textteilen zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat in getrenntem Fenster angezeigt.
Übersicht
Startseite Direttissima Schweiz. Einführung zur Direttissima und Übersicht mit Kurzbeschrieb der einzelnen Etappen.

Heinz Rüegger - 29.06.2007 HOME