Einführung
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Für eine Radtour mitten in der Woche und dazu noch bei einer Wetterprognose, welche weder immerwährenden
Sonnenschein noch sommerliche Temperaturen voraussagte, müssen sicherlich besondere Gründe vorliegen. In
der Tat eine ganze Verknüpfung von Gründen: Da wäre sicher einmal der bevorstehende Geburtstag zu nennen. Zu
diesem wollte uns «Schwiegermama Theresa» - besser bekannt unter dem Namen «Mutter Thörääs» -
einen Besuch abstatten. Als tourerfahrene Radfahrerin, die ausserdem gerade ihren hochbetagten VW Golf abgestossen hatte,
war es für sie natürlich naheliegend, den grenzüberschreitenden Weg zu uns mit dem Velo zu bewältigen.
Um ihr auf dem langen Wege etwas Gesellschaft zu leisten, entschlossen wir uns, sie am Schluchsee ab zu holen und Richtung
Zürcher Oberland zu geleiten.
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Tagebuchausschnitte
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Verregneter Start in Zurzach
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Um nicht übermässig früh aus den Federn steigen zu müssen, hatten wir uns entschlossen,
diese Biketour in den Schwarzwald im aargauischen Städtchen Zurzach zu beginnen. Dieses begrüsste uns
allerdings nicht mit dem gewünschten freundlichen Wetter sondern mit prasselndem Regen, ja geradezu mit einem
wahrhaften Wolkenbruch. Dessen Ende warteten wir gerne noch ab um dann den Rhein und die Grenze ins Badische
zu überqueren. Bei der Weiterfahrt in Richtung Tiengen wurde anhand der trockenen Strasse rasch klar, dass der
intensive Regen relativ lokal gefallen war. Wir konnten also die Regenkleidung wieder in unseren Packtaschen verstauen und
mit etwas leichterem Tenue weiterfahren. Von Sonnenschein wurden wir dann den ganzen Tag über nicht sehr
verwöhnt, aber mit Ausnahme vereinzelter Regentropen blieben wir vor weiteren Niederschlägen verschont.
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Durch die tiefen Gräben der Steina und der Schlücht
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In Lauchringen - Tiengen liessen wir die etwas verkehrsreicheren Strassen hinter uns und folgten dem Lauf des
Flüsschens Steina talaufwärts. Hinter Detzeln wurde das Tal enger und nahm einen schluchtartigen Charakter
an. Das Zusammenspiel von steil abfallenden stark bewaldeten Hängen, teilweise gar mit schroffen Felswänden,
mit dem über Felsbrocken plätschernden Flüsschen fügte sich zu einem Stücklein Schwarzwaldromatik.
Dieser Eindruck wurde nach dem Wechsel in das Tal der Schlücht noch verstärkt, namentlich bei der Tannenmühle
bei Grafenhausen. Neben der grossen Gaststätte mit eigener Fischzucht stehen noch einige kleinere alte Gebäude im
typischen im Schwarzwald vorherrschenden Stil mit den vielflächigen Dächern, die wie tief über die Ohren gezogene
Hüte daher kommen.
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Skandinavienstimmung am Schluchsee
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In Seebrugg erreichten wir den vereinbarten Treffpunkt und gleichzeitig fanden wir uns auch an den Gestaden des
Schluchsees wieder. Dieser schien bleischwer zwischen den begrenzenden dunklen Fichtenwäldern zu liegen
und man brauchte nicht viel Fantasie, um zu verstehen wie die Region zu ihrem Namen - Schwarzwald - gefunden hatte.
Darüber lagen tief die dunklen Wolken des Tages, einzig das leuchtenede Gelb der das Ufer säumenden
Ginsterbüsche sorgte für Farbtupfer. Dick in Windjacken gehüllte Wandersleute waren im Einklang
mit unserem Empfinden der vorherrschenden Temperaturen und unterstrichen zusätzlich das an Skandinavien
gemahnende Bild.
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Bahnanlage in Seebrugg
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Der zwischen See und Berg eingeklemmte kleine Bahnhof von Seebrugg bildet die Endstation der Bahnlinie, die von Freiburg
im Breisgau durch das Höllental über den Touristenort Titisee zum Schluchsee führt. Hinter dem schindelverkleideten
Bahnhofsgebäude, an welchem die Wellen der Modernisierungen spurlos vorbeigegangen zu sein schienen, erstreckt
sich ein grösseres Rangiergelände, welches vor Zeiten wahrscheinlich als Umschlagplatz von Holz diente. In
der Zwischenzeit sind die Geleise stark überwachsen und scheinen mitten in einem kleinen Wäldchen zu
enden. Die entstandene End-der-Welt - End-der-Zeit Stimmung wurde jedoch jäh unterbrochen durch die Ankunft des
modernen roten Zweistöckers, dem neben unserer Theresa eine erstaunliche Zahl von Passagieren entstieg.
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Abfahrt durch die Schlucht der Schwarza
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Nach einem kurzen Abschnitt auf der Bundesstrasse B500 entlang des Seeendes und am Damm vorbei, stand uns
die Abfahrt über die 600 Höhenmeter vom Schluchsee bis zum Rhein bevor. Fast die ganze Strecke bis Tiengen
verläuft im engen und landschaftlich äusserst attraktiven Tal der Schwarza. Der erste Abschnitt bestand aus
einem gekiesten Fahrweg, der teilweise mit Gras überwachsen war. An einer Stelle war er gar beidseitig durch
Lupinenbestände dermassen bedrängt, dass nur noch eine schmale Spur zur Durchfahrt verblieb. Nach
dem kleinen Stausee von Schwarzabruck wurde der Weg zu einer Piste aus Betonplatten. Die auf Grund des Geländes
und des üppigen Bewuchses etwas unübersichtliche Strecke liess keine rekordverdächtigen
Höchstgeschwindigkeiten zu. Ausserdem stellten die Fugen zwischen den einzelnen Platten aus Beton eine nicht zu
unterschätzende Gefahr dar, insbesondere die Längsrillen in der Strassenmitte. Entsprechende Schilder,
die sich spezifisch an Radfahrer wandten, wiesen unmissverständlich auf die davon ausgehende Gefahr hin.
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Entlang des Rheins und der Glatt
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Nach der dosiert rasanten Abfahrt durch die Schwarzaschlucht ging es anschliessend gemächlich flussaufwärts,
erst entlang des Rheins und daran anschliessend entlang der Glatt. Erwähnenswerte Punkte auf diesem Abschnitt
wären sicher der Ausblick auf das kleine aargauische Städtchen Kaiserstuhl, welches über eine schöne
mittelalterliche Altstadt verfügt. Der Übergang über den Rhein und die Grenze zur Schweiz beim Kraftwerk
Eglisau entlang der harabstürzenden Wassermassen beindruckt gleichermassen wie das kleine Zollhäuschen
beim Erreichen des Kraftwerkgebäudes leicht zum Schmunzeln einlädt. Trotz der Nähe zur Stadt
Zürich und der durch viele Wehre etwas verbauten Natur des Flusses war die Fahrt durch das Glatttal recht angenehm,
bis man sich dann wegen der in Kloten landenden Flugzeuge fast unwillkürlich duckte. Eine spezielle Kuriosität
stellten die zahlreich am Flughafenzaun beobachtenden «Plane-Spotters» dar und damit waren wir dann auch
schon bald einmal zu Hause angelangt.
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Informationen
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Route
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Zurzach - Rheinheim - Kadelburg - Unterlauchringen - Detzeln - Untermettingen - Ühlingen - Tannenmühle -
Grafenhausen - Rothaus - Seebrugg - Schwarzabruck - Witznau - Gurtweil - Tiengen - Kadelburg - Rheinheim - Reckingen -
Lienheim (Kaffeepause) - Hohentengen - Herdern - Kraftwerk Eglisau - Glattfelden - Hochfelden - Niederglatt -
Oberglatt - Glattbrugg - Wallisellen - Dübendorf - Hegnau.
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Tourstart in Zurzach bei starkem Regenfall
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Restaurant und Fischzucht in Tannenmühle
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Restaurierte Tannenmühle im Schlüchttal
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Lupinenbestand im Schlüchttal bei Tannenmühle
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Kessel der Badischen Staatsbrauerei in Rothaus
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Schluchsee bei Seebrugg im Schwarzwald
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Theresa auf Single Trail durch Lupinenbestände
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Aargauisches Städtchen Kaiserstuhl am Rhein
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Kraftwerk Eglisau und Grenzübergang am Rhein
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