Schluchsee im Schwarzwald

06 h

Einführung
Für eine Radtour mitten in der Woche und dazu noch bei einer Wetterprognose, welche weder immerwährenden Sonnenschein noch sommerliche Temperaturen voraussagte, müssen sicherlich besondere Gründe vorliegen. In der Tat eine ganze Verknüpfung von Gründen: Da wäre sicher einmal der bevorstehende Geburtstag zu nennen. Zu diesem wollte uns «Schwiegermama Theresa» - besser bekannt unter dem Namen «Mutter Thörääs» - einen Besuch abstatten. Als tourerfahrene Radfahrerin, die ausserdem gerade ihren hochbetagten VW Golf abgestossen hatte, war es für sie natürlich naheliegend, den grenzüberschreitenden Weg zu uns mit dem Velo zu bewältigen. Um ihr auf dem langen Wege etwas Gesellschaft zu leisten, entschlossen wir uns, sie am Schluchsee ab zu holen und Richtung Zürcher Oberland zu geleiten.

Tagebuchausschnitte
Verregneter Start in Zurzach
Um nicht übermässig früh aus den Federn steigen zu müssen, hatten wir uns entschlossen, diese Biketour in den Schwarzwald im aargauischen Städtchen Zurzach zu beginnen. Dieses begrüsste uns allerdings nicht mit dem gewünschten freundlichen Wetter sondern mit prasselndem Regen, ja geradezu mit einem wahrhaften Wolkenbruch. Dessen Ende warteten wir gerne noch ab um dann den Rhein und die Grenze ins Badische zu überqueren. Bei der Weiterfahrt in Richtung Tiengen wurde anhand der trockenen Strasse rasch klar, dass der intensive Regen relativ lokal gefallen war. Wir konnten also die Regenkleidung wieder in unseren Packtaschen verstauen und mit etwas leichterem Tenue weiterfahren. Von Sonnenschein wurden wir dann den ganzen Tag über nicht sehr verwöhnt, aber mit Ausnahme vereinzelter Regentropen blieben wir vor weiteren Niederschlägen verschont.
Durch die tiefen Gräben der Steina und der Schlücht
In Lauchringen - Tiengen liessen wir die etwas verkehrsreicheren Strassen hinter uns und folgten dem Lauf des Flüsschens Steina talaufwärts. Hinter Detzeln wurde das Tal enger und nahm einen schluchtartigen Charakter an. Das Zusammenspiel von steil abfallenden stark bewaldeten Hängen, teilweise gar mit schroffen Felswänden, mit dem über Felsbrocken plätschernden Flüsschen fügte sich zu einem Stücklein Schwarzwaldromatik. Dieser Eindruck wurde nach dem Wechsel in das Tal der Schlücht noch verstärkt, namentlich bei der Tannenmühle bei Grafenhausen. Neben der grossen Gaststätte mit eigener Fischzucht stehen noch einige kleinere alte Gebäude im typischen im Schwarzwald vorherrschenden Stil mit den vielflächigen Dächern, die wie tief über die Ohren gezogene Hüte daher kommen.
Skandinavienstimmung am Schluchsee
In Seebrugg erreichten wir den vereinbarten Treffpunkt und gleichzeitig fanden wir uns auch an den Gestaden des Schluchsees wieder. Dieser schien bleischwer zwischen den begrenzenden dunklen Fichtenwäldern zu liegen und man brauchte nicht viel Fantasie, um zu verstehen wie die Region zu ihrem Namen - Schwarzwald - gefunden hatte. Darüber lagen tief die dunklen Wolken des Tages, einzig das leuchtenede Gelb der das Ufer säumenden Ginsterbüsche sorgte für Farbtupfer. Dick in Windjacken gehüllte Wandersleute waren im Einklang mit unserem Empfinden der vorherrschenden Temperaturen und unterstrichen zusätzlich das an Skandinavien gemahnende Bild.
Bahnanlage in Seebrugg
Der zwischen See und Berg eingeklemmte kleine Bahnhof von Seebrugg bildet die Endstation der Bahnlinie, die von Freiburg im Breisgau durch das Höllental über den Touristenort Titisee zum Schluchsee führt. Hinter dem schindelverkleideten Bahnhofsgebäude, an welchem die Wellen der Modernisierungen spurlos vorbeigegangen zu sein schienen, erstreckt sich ein grösseres Rangiergelände, welches vor Zeiten wahrscheinlich als Umschlagplatz von Holz diente. In der Zwischenzeit sind die Geleise stark überwachsen und scheinen mitten in einem kleinen Wäldchen zu enden. Die entstandene End-der-Welt - End-der-Zeit Stimmung wurde jedoch jäh unterbrochen durch die Ankunft des modernen roten Zweistöckers, dem neben unserer Theresa eine erstaunliche Zahl von Passagieren entstieg.
Abfahrt durch die Schlucht der Schwarza
Nach einem kurzen Abschnitt auf der Bundesstrasse B500 entlang des Seeendes und am Damm vorbei, stand uns die Abfahrt über die 600 Höhenmeter vom Schluchsee bis zum Rhein bevor. Fast die ganze Strecke bis Tiengen verläuft im engen und landschaftlich äusserst attraktiven Tal der Schwarza. Der erste Abschnitt bestand aus einem gekiesten Fahrweg, der teilweise mit Gras überwachsen war. An einer Stelle war er gar beidseitig durch Lupinenbestände dermassen bedrängt, dass nur noch eine schmale Spur zur Durchfahrt verblieb. Nach dem kleinen Stausee von Schwarzabruck wurde der Weg zu einer Piste aus Betonplatten. Die auf Grund des Geländes und des üppigen Bewuchses etwas unübersichtliche Strecke liess keine rekordverdächtigen Höchstgeschwindigkeiten zu. Ausserdem stellten die Fugen zwischen den einzelnen Platten aus Beton eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar, insbesondere die Längsrillen in der Strassenmitte. Entsprechende Schilder, die sich spezifisch an Radfahrer wandten, wiesen unmissverständlich auf die davon ausgehende Gefahr hin.
Entlang des Rheins und der Glatt
Nach der dosiert rasanten Abfahrt durch die Schwarzaschlucht ging es anschliessend gemächlich flussaufwärts, erst entlang des Rheins und daran anschliessend entlang der Glatt. Erwähnenswerte Punkte auf diesem Abschnitt wären sicher der Ausblick auf das kleine aargauische Städtchen Kaiserstuhl, welches über eine schöne mittelalterliche Altstadt verfügt. Der Übergang über den Rhein und die Grenze zur Schweiz beim Kraftwerk Eglisau entlang der harabstürzenden Wassermassen beindruckt gleichermassen wie das kleine Zollhäuschen beim Erreichen des Kraftwerkgebäudes leicht zum Schmunzeln einlädt. Trotz der Nähe zur Stadt Zürich und der durch viele Wehre etwas verbauten Natur des Flusses war die Fahrt durch das Glatttal recht angenehm, bis man sich dann wegen der in Kloten landenden Flugzeuge fast unwillkürlich duckte. Eine spezielle Kuriosität stellten die zahlreich am Flughafenzaun beobachtenden «Plane-Spotters» dar und damit waren wir dann auch schon bald einmal zu Hause angelangt.

Informationen
Route
Zurzach - Rheinheim - Kadelburg - Unterlauchringen - Detzeln - Untermettingen - Ühlingen - Tannenmühle - Grafenhausen - Rothaus - Seebrugg - Schwarzabruck - Witznau - Gurtweil - Tiengen - Kadelburg - Rheinheim - Reckingen - Lienheim (Kaffeepause) - Hohentengen - Herdern - Kraftwerk Eglisau - Glattfelden - Hochfelden - Niederglatt - Oberglatt - Glattbrugg - Wallisellen - Dübendorf - Hegnau.
Tourstart in Zurzach bei starkem Regenfall Tourstart in Zurzach bei starkem Regenfall
Restaurant und Fischzucht in Tannenmühle Restaurant und Fischzucht in Tannenmühle
Restaurierte Tannenmühle im Schlüchttal Restaurierte Tannenmühle im Schlüchttal
Lupinenbestand im Schlüchttal bei Tannenmühle Lupinenbestand im Schlüchttal bei Tannenmühle
Kessel der Badischen Staatsbrauerei in Rothaus Kessel der Badischen Staatsbrauerei in Rothaus
Schluchsee bei Seebrugg im Schwarzwald Schluchsee bei Seebrugg im Schwarzwald
Theresa auf Single Trail durch Lupinenbestände Theresa auf Single Trail durch Lupinenbestände
Aargauisches Städtchen Kaiserstuhl am Rhein Aargauisches Städtchen Kaiserstuhl am Rhein
Kraftwerk Eglisau am Rhein Kraftwerk Eglisau und Grenzübergang am Rhein
   

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Heinz Rüegger - 26.12.2006 HOME